Wie auf vielen anderen Zechen im Ruhrgebiet wurden auch auf der Zeche Emscher-Lippe Dampfmaschinen zur Wasserhaltung und für Fahr- und Förderzwecke eingesetzt. Unter Tage jedoch arbeiteten die Bergleute noch nicht mit Maschinen. Zu dieser Zeit war die Arbeit des Bergmannes noch ein reines Handwerk. Vor Ort arbeiteten sie mit Keilhaue, Schrämeisen, Schaufel, Schlegel, Krätzer, Spitzhacke und Trog. Das Eisen war eine Art Meißel mit einem Holzstiel. Der Schlegel ist ein Fäustel oder Hammer mit zwei flachen Stirnflächen. Man hielt das Eisen in der linken Hand mit der Spitze gegen den Fels und schlug mit dem Schlägel auf dessen flaches Endstück. So wurde Gesteinsbrocken für Gesteinsbrocken aus dem Gebirge gebrochen. Das war eine sehr anstrengende und mühevolle Handarbeit unter hohen Temperaturen und der ständigen Gefahr von schlagenden Wettern. |
Auch die Stempel zum Strebausbau wurden damals noch von Hand gesetzt. Ergänzt wurde die Handarbeit durch das Schießen, das Herstellen von Bohrlöchern und Sprengen zur Kohlegewinnung. Wenn die Kohle mühsam abgebaut war, wurde sie von Schleppern zur nächsten Hauptsohle abtransportiert. Von dort musste die Kohle in Förderwagen zu den Schächten gebracht werden. Die Kumpel unter Tage arbeiteten in kleinen überschaubaren Gruppen, die man Kameradschaft nannte. In einer solchen Kameradschaft waren vier bis sechs Hauer, einige Lehrhauer und Schlepper. Der Vorgesetzte einer Kameradschaft war der Steiger. Die Kameradschaft entschied selbständig über Arbeitsverteilung und -tempo. Ihre Aufgabenbereiche waren: Kohlegewinnung, Laden der abgebauten Kohle, Abfördern, Bergeversatz und Verzimmerung. Der Reviersteiger führte regelmäßige Kontrollen an den Abbaustellen durch.Unter Tage führte jeder Bergmann sein „Geleucht“ (Grubenlicht) mit sich.
|
Geleucht
Die Bergleute arbeiteten damals - ebenso wie heute - in Morgenschicht, Mittagsschicht und Nachtschicht im Wechsel. |
Zu damaliger Zeit jedoch erhielten sie eine völlig unzureichende Bezahlung, die in keinem Verhältnis zu der schweren Arbeit stand und von der sie ihre Familien kaum ernähren konnten. Daher kam es damals im Ruhrgebiet auch immer wieder zu Streikbewegungen, in denen die Bergleute eine Lohnaufbesserung forderten. Da sich auch viele Dattelner Bergleute an dem Streik von 1912 beteiligten, ordnete der damalige Amtmann von Bülow zusätzliche Polizeipatrouillen an, um die Unruhen und Aufstände in der Stadt einzudämmen. Doch da die Bergleute auf ihren Arbeitsplatz angewiesen waren und die Grubenbesitzer keine Kompromisse eingingen, wurde der Streik ohne Erfolg abgebrochen. Viele Arbeiter wurden wegen Streikvergehen angeklagt und erhielten Geld- oder Gefängnisstrafen. Die Sieger der Auseinandersetzungen waren wieder einmal die Unternehmer. Erst im November 1918 erreichten die Bergleute eine Anerkennung ihrer Gewerkschaftsverbände. Seitdem wurden sie bei der Festlegung ihrer Arbeitsbedingungen beteiligt.
|
Quelle: Die Texte und Illustrationen zum Thema „Die Zeche Emscher-Lippe“ entstanden mit freundlicher Unterstützung des Hermann-Grochtmann-Museums und des Stadtarchivs der Stadt Datteln Die Texte dieser Wissenseite entstanden mit freundlicher Unterstützung von: Gesamtverband des deutschen Steinkohlenbergbaus Literaturangaben und Hinweise für Lehrer... |