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Seiler

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Sicher hast auch du schon oft ein Seil in der Hand gehabt oder benutzt. Aber hast du dir dabei auch einmal überlegt, wie wichtig Seile sind und welche Bedeutung sie für den Menschen haben?

Das wahrscheinlich älteste Seil, das schon gut 3300 Jahre alt war, fand man im Jahre 1924 in Ägypten.

Das Seil war spätestens im Mittelalter ein ganz normaler und wichtiger Gebrauchsgegenstand, der meistens aus Hanf oder Flachs hergestellt wurde. Der Beruf des Seilers selbst war zu dieser Zeit sehr angesehen und viele Lieder handelten von diesem Beruf und den Männern seiner Zunft.

Ein Seil hing im Mittelalter bereits in jedem Brunnen, um daran den Eimer hinab- und hinaufzulassen. Das Seil hielt auch die Steine, die teilweise große Höhen überwinden mussten, wenn Kathedralen, Türme, Burgen und befestigte Städte gebaut wurden. Und auch das Seil ermöglichte erst die Schiffahrt.

Der Arbeitsplatz eines Seilers war auf der Seilbahn, die auch Reeperbahn genannt wurde. Daher hat auch die Reeperbahn in Hamburg ihren Namen.

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Im Mittelalter war in jedem Hafen mindestens eine Seilbahn mit Längen von 80-240 Metern.

Im ersten Arbeitsschritt stellte der Seiler aus seinem Rohmaterial (Hanf oder Flachs) eine Litze her. Dies geschah zuerst noch per Hand, aber schon bald erfand man das äußerst praktische Seilrad.

Bei dieser Tätigkeit wurden mehrere Faserstränge so lange gedreht, bis sie zu einzelnen, dickeren Strängen wurden. Damit sich diese nicht untereinander verdrehten, wurden in einigem Abstand Seilböcke aufgestellt.

Das sind Geräte, die dem Ende einer Harke, die auf einem Bock befestigt wurde, ähnlich sehen. Das Verdrehen der einzelnen Faserstränge geschah mit der Hilfe des Seilgeschirrs, in das die Fasern eingehängt wurden.

Je stabiler und dicker ein Seil sein sollte, desto mehr Litze benötigte ein Seiler, und so legte er teilweise mehrere Kilometer zurück, um ein langes und reißfestes Seil herzustellen. Wenn die Seilstränge dann so stark verdreht waren, dass sie sich beinahe schon von selbst verfilzten, fixierte der Seilmacher den Nachschlitten.

 

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Jetzt erst begann aber die eigentliche Kunst des Seilmachers:

Der Seiler schob das Leitholz auf das Seilgeschirr zu, so dass sich die Stränge dahinter durch ihre eigene Spannung verdrehten, und zwar in die entgegengesetzte Richtung, in der sie selbst verdreht waren. Das ist auch der Grund, warum sich Seile nicht von alleine aufdrehen.

Später wurden auch schwere Seilgeschirre entwickelt, die mit Zahnrädern angetrieben werden konnten. So wurde es möglich, noch viel stabilere Seile herzustellen.

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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Zeit der Industrialisierung änderte sich an der Seilherstellung zunächst nichts. Seile wurden weiterhin so hergestellt, wie man es von früher kannte.

Nur die Verarbeitung des Rohstoffes Hanf, also das Brechen und Rösten der Hanfstengel wurde mit Maschinen erledigt. Aber ansonsten verlor das Handwerk des Seilmachers nichts von seiner Bedeutung.

Erst am Ende des 19 Jahrhunderts wurden auch bei der Seilherstellung verstärkt Maschinen genutzt. Die alte Kunst der Seiler verlor immer mehr an Bedeutung und geriet zu Zeiten des Wirtschaftswunders mitsamt ihrer Rohstoffe Hanf und Flachs fast vollkommen in Vergessenheit.

Heutzutage gibt es nur noch wenige Menschen, die dieses alte Handwerk ausüben, und es werden leider immer weniger.

 

Quelle:
Fotos: Medienwerkstatt Mühlacker
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