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Der Schmied von Ruhla und der Edelacker

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Ein Flurstück in der Nähe der Neuenburg (bei Freyburg an der Unstrut) wird der "Edelacker" genannt. Darüber berichtet die Sage:

Bevor Landgraf Ludwig II. den Beinamen "der Eiserne" erhielt, war er als milder, weichherziger Herrscher bekannt gewesen. Dies nutzten die Ritter und Edelleute weidlich aus. Hinter seinem Rücken machten sie sich über ihn lustig und achteten nicht auf Recht und Gesetz. Den Bauern und kleinen Leuten pressten sie immer höhere Abgaben und Frondienste ab. Das Volk murrte zwar, doch getraute sich niemand, beim Landgrafen darüber Beschwerde zu führen.
Eines Tages hatte sich Ludwig auf der Jagd verirrt und war deshalb erst in der Dunkelheit und so ermüdet bei der Schmiede von Ruhla angekommen, dass er nicht mehr weiter reiten konnte, sondern dort übernachtete. Der Schmied tat so, als kenne er den späten Gast nicht. Er wies ihm ein einfaches Lager zu und setzte seine Arbeit bis spät in die Nacht fort. Dabei machte er seinem Herzen über die schlimmen Taten der Edelleute Luft und befand das Versagen des Landgrafen dafür verantwortlich. Ab und zu begleitete er seine Hammerschläge sogar mit den Worten: "Landgraf Ludwig, werde hart, hart wie dieses Stück Eisen!"
Ludwig hörte die bitteren Vorwürfe natürlich, blieb aber liegen und ließ den Schmied seine Offenheit nicht mit Strafe entgelten, sondern nahm sie sich zu Herzen.
Von nun an ging er scharf mit seinen Edelleuten ins Gericht und verbot ihnen, die Bauern weiterhin zu schinden. Manche beugten sich seinem Befehl, doch viele kümmerten sich nicht darum, sondern schlossen sich sogar heimlich gegen ihn zusammen. Schließlich kam es bei Naumburg zum Kampf. Ludwig behielt mit seinen Getreuen die Oberhand, nahm etliche der aufsässigen Ritter gefangen und ließ sie zur Neuenburg bringen.
Als Herr des Landgerichts verurteilte er sie zu körperlicher Strafe und ließ sie zu einem Feld führen, auf dem ein Pflug stand. Dann ließ er vier von ihnen vor den Pflug spannen, ackerte mit ihnen und ließ sie dabei die Peitsche reichlich spüren, bis sie entkräftet zu Boden sanken. Nun kamen die nächsten an die Reihe, bis alle ihre Strafe erhalten hatten. Seit diesem Tage fürchteten ihn die Ritter und nannten ihn Ludwig den Eisernen.

Einige Jahre danach wollte er einmal prüfen, wie es um die Treue seiner Vasallen bestellt war. Zu diesem Zweck ließ er das Gerücht verbreiten, er sei gestorben. Er zog ein Totengewand an und ließ sich in der Kapelle der Neuenburg aufbahren. Als nun die Edelleute kamen, um der Sitte gemäß die letzte Ehre zu erweisen, spitzte er die Ohren, um zu hören, was man wohl über ihn redete. Als nun einige der Adligen ihre Freude über seinen Tod unverhohlen kundtaten, sprang er von der Bahre, zwang sie, um Verzeihung zu bitten und zu schwören, dass sie ihn nach seinem Tode auf den Schultern zum Kloster Reinhardsbrunn tragen werden.
So geschah es auch anno 1172. Und kein Ritter wagte es, den Mund aufzutun aus Angst, der Graf könne wieder von der Bahre springen.

 

 

Quelle:
Text und Bilder: RS
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