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Elisabeth, die Tochter des ungarischen Königs, kam im Jahre 1211 im Alter von 4 Jahren auf die Wartburg. Sie wurde mit Ludwig, dem damals elfjährigen Landgrafensohn verlobt und zusammen mit ihm und seinen Geschwistern erzogen. Im Jahre 1221 heirateten Elisabeth und Ludwig. Sie führten eine glückliche Ehe und bekamen 3 Kinder. In dieser Zeit kam eine schwere Hungersnot über das Land. Weil die Lebensmittel knapp und für die meisten Menschen unerschwinglich waren, ernährten sich die Armen notdürftig von Wurzeln, Kräutern und Wildfrüchten. Die Landgräfin Elisabeth war sehr religiös und konnte an den Hungernden nicht ungerührt vorbeigehen. Also ließ sie die Vorratsräume der Wartburg öffnen, Korn mahlen und trug das Brot in großen Körben in die Stadt Eisenach hinunter. Die Ratsherren des Landgrafen waren damit aber nicht einverstanden. Den Wert ganzer Burgen würde Elisabeth verschwenden, so verleumdeten sie die Landgräfin bei ihrem Ehemann Ludwig.
Da geschah es eines Tages, dass Landgraf Ludwig zur Stadt ritt und auf dem Wege dorthin seiner Frau begegnete. Unterhalb der Burg sammelten sich damals die Ärmsten der Armen, um die Gaben der Landgräfin in Empfang zu nehmen. Elisabeth trug einen Korb mit Brot, Fleisch und Eiern unter ihrem Mantel. Dem Landgrafen war jedoch kein langes Leben beschieden. Am 24. Juni 1227 brach er in Schmalkalden mit vielen anderen Rittern zu einem Kreuzzug auf, starb aber schon am 11. September vor der Küste von Otranto (Italien). Elisabeth hatte nun keinen Beschützer mehr und wurde schließlich mit ihren Kindern wie eine Bettlerin von der Wartburg vertrieben. |
Quelle: Text: Reinhard Schmidt Rosenwunder-Gemälde von Moritz v. Schwind in der Wartburg |