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Sage vom Jägerstein

Caspar Greiner war Jägerbursche bei seinem Onkel, dem fürstlich sächsischen Förster Grahner in Gräfenroda und als ausgezeichneter Schütze bekannt. Dadurch genoss Caspar die Achtung der Oberen des Forstamtes. Sein Onkel war darauf sehr neidisch und beriet sich mit einem übel beleumdeten alten Weibe, das jenseits des Waldes wohnte. Von Stund an hatte Caspar kein Jagdglück mehr. Auf der Pirsch nach einem herrlichen Vierundzwanzigender am Schneekopf traf er nicht und kehrte betrübt ins Forsthaus zurück. Dort musste er den Hohn seines Onkel über sich ergehen lassen. Am Folgetag ging Caspar wieder auf den Schneekopf. Der Hirsch kam wieder, aber auch diesmal verfehlte er das Ziel. Caspar fürchtete den Spott seines Onkels. Auf dem Heimweg traf er in Gehlberg einen alten Glasmacher, dem sein betrübtes Aussehen auffiel. Caspar erzählte von seinem Missgeschick. Der Glasmeister bestellte Caspar für die folgende Nacht in seine Glashütte. Dort goss er eine gläserne Zauberkugel. Am nächsten Abend zog Caspar damit erneut zur Jagd auf den Schneekopf. Unterwegs begegnete ihm sein Onkel, der nur höhnisch lächelte. Caspar brauchte nicht lange zu warten, bis ein Zwölfender aus dem Wald trat. Caspar legte die Zauberkugel ins Gewehr, zielte sorgfältig, schoss und sah den Hirsch fallen. Schnell eilte er zu seiner Beute. Dort angekommen, sah er mit Entsetzen nicht einen Hirsch, sondern seinen Onkel im Blute liegen.

Abb Auf dem Schneekopf, 200 m östlich des Gipfels, steht ein Gedenkstein mit folgender Inschrift: "Anno 1690, d. 16. Sept.: Herr Johann Valentin Grahner F:S:F zu Gräfenroda durch seinen Vetter F.F. als Schwester Sohn Johann Caspar Greiner unversehens allhier erschossen worden. XXX". (anno = im Jahr; F:S:F = fürstlich sächsischer Förster; F.F. = fürstlicher Forstknecht)

 

Abb Wie der Gedenkstein (Jägerstein) beweist, hat die Sage einen wahren Hintergrund. Der Vorfall wurde damals untersucht. Caspar Greiner sagte aus, er habe geglaubt, einen Bären im Gebüsch gesehen zu haben. Dies ist wahrscheinlicher als die Geschichte vom Hirsch, denn damals gab es vereinzelt Bären in Thüringen. Sie waren gefährlich und verleideten deshalb zu voreiligem Schießen. Unwahrscheinlich ist die Verwendung einer gläsernen Zauberkugel. Diese gläsernen Zauberkugeln (Freikugeln) tauchen auch in anderen Sagen auf. Eine davon diente als Vorlage für die Oper "Der Freischütz".

 

Quelle:
Text und Bilder: RS
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