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Alfred Wegeners Werdegang

Lehr- und Studienjahre (1887-1907)

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Alfred Wegeners Vater Richard unterrichtet selbst am Grauen Kloster in Berlin. Es ist eine bekannte Schule: Ihr prominentester Absolvent war Otto von Bismarck.

Um Bevorzugungen zu vermeiden, schickt er jedoch seine Söhne Alfred und Kurt auf eine andere Schule. Sie besuchen das Köllnische Gymnasium. 1899 legt Alfred dort die Reifeprüfung ab - als Klassenbester.

Dennoch bereitet ihm die Schulzeit nicht viel Freude, denn an diesem humanistischen Gymnasium sind die Naturwissenschaften kaum vertreten.

Sehr zur Enttäuschung des Vaters wendet sich Alfred Wegener ebenso wie sein älterer Bruder Kurt von der Familientradition ab und den Naturwissenschaften zu. Im Oktober 1899 immatrikuliert sich Alfred an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und belegt dort Mathematik und Naturwissenschaften, insbesondere aber Astronomie.

Das Sommersemester 1900 verbringt er an der Ruprechts-Karls-Universität in Heidelberg. In Berlin konzentriert er sich auf die Astronomie und will auch Astronom werden.

Interessant ist jedoch, dass er die berühmte Sternwarte auf dem Königsstuhl in Heidelberg wahrscheinlich nie besucht hat. Stattdessen tritt er einer farbentragenden Verbindung bei, einer jener damals zentralen Institutionen studentischen Lebens, in der viele Studenten die neu gewonnene Freiheit nach der strengen Reglementierung des Gymnasiums genossen, aber auch sozialen Halt und Freundschaft fanden.

Aus dieser Zeit - erstmals der strengen Aufsicht des Elternhauses entronnen - besitzt das Wegener-Archiv in Bremerhaven ein Dokument, das über das ausgelassene Leben des jungen Studenten Zeugnis gibt: eine Strafverfügung wegen "groben Unfugs und Ruhestörung", und zwar dadurch verübt, dass der angezeigte Student Alfred Wegener "mit umgehängtem weißem Tuch durch die Hauptstraße nach dem Marktplatz zog und dabei durch überlautes Schreien ungebührlicherweise ruhestörenden Lärm erregte".

Diese Angelegenheit ist ihm wohl eine Lehre. Fortan ist er jedenfalls ein "pflichtbewusster" Student und kehrt zunächst nach Berlin zurück.

Das darauf folgende Sommersemester verbringt Alfred Wegener jedoch wieder außerhalb Berlins gemeinsam mit seinem Bruder Kurt in Innsbruck.

Im Hochgebirge der Alpen bieten sich ihnen viele Gelegenheiten zu anstrengenden Bergtouren. Auch beschäftigt sich Alfred intensiv mit der alpinen Botanik und Geologie. In gewisser Weise ist diese Zeit eine Vorbereitung für eine noch ungewisse Zukunft.

Doch auch in Berlin, wo die beiden Wegeners den Hauptteil ihrer Studienzeit verbringen, ist für sportlichen Ausgleich gesorgt: Sie segeln auf den zahlreichen Seen der Umgebung. An der aufstrebenden, aktiven Berliner Universität lehren vor allem in den Naturwissenschaften Wissenschaftler von Weltruf, unter ihnen Max Planck und Emil Fischer.

Alfreds Hauptinteresse gilt jedoch zunächst der Astronomie. In den letzten Semestern wird er Assistent an der Berliner Volkssternwarte "Urania" unter der Leitung seines Lehrers Wilhelm Foerster.

Andere Gebiete, mit denen er sich schon hier beschäftigt, die aber erst nach seinem Studium zum Tragen kommen, sind Geologie und Meteorologie.

Seine Dissertation behandelt noch ein astronomisches Thema: "Die alfonsinischen Tafeln für den Gebrauch eines modernen Rechners".

Am 24. November 1904 besteht er die Doktorprüfung "magna cum laude".

Angesichts seiner Auffassung, dass in der Astronomie alles im Wesentlichen bearbeitet sei und diese zudem keine Gelegenheit zu körperlicher Betätigung biete, wendet sich Alfred anschließend von dieser ab und der Meteorologie und Geophysik zu.

1905 folgt Alfred Wegener seinem Bruder Kurt nach Lindenberg, südöstlich von Berlin gelegen, und wird technischer Assistent am dortigen Aeronautischen Observatorium.

Die Möglichkeit, wissenschaftliches Neuland zu betreten, mag beide Brüder gereizt haben: Die Luftfahrt steckt noch in den Kinderschuhen, ebenso die Aerologie, die Erforschung der Atmosphäre durch Drachen- und Ballonaufstiege.

Und eben diese Ballonaufstiege nutzen die beiden Brüder für eine ihrer zahlreichen sportlichen Unternehmungen: Dank ihrer zähen Ausdauer und ihres meteorologischen Geschicks können sie vom 5. bis 7. April 1906 ihren Freiluftballon 52 Stunden in der Luft halten und überbieten so den damaligen Weltrekord um 17 Stunden.

Im selben Jahr bietet sich Alfred Wegener die unerwartete Gelegenheit, an der dänischen "Danmark"-Grönlandexpedition unter Mylius-Erichsen als Meteorologe teilzunehmen.

 

Marburg (1908-1919) 

Nach seiner Rückkehr 1908 entscheidet sich Alfred Wegener, die akademische Laufbahn einzuschlagen: Er will mit einer Arbeit über die auf Grönland durchgeführten Drachen- und Fesselballonaufstiege für Astronomie und Meteorologie habilitieren.

Er wählt für dieses Ziel die kleine, ruhige, aber von regem wissenschaftlichem Leben erfüllte Universitätsstadt Marburg. Dort wird er Privatdozent. Leben muss er von seinem spärlichen privaten Vermögen und Vorlesungsgeldern.

Ebenfalls 1908 lernt er seine spätere Frau Else kennen. Sie ist die Tochter von Wladimir Köppen, einem angesehenen Meteorologen und Leiter der meteorologischen Drachenstation Großborstel bei Hamburg. Die Bekanntschaft mit Köppen macht Wegener bereits 1906, als er ihn um Rat für seine geplanten Untersuchungen in Grönland bittet.

Sein Aufenthalt in Marburg wird 1912/13 von einer weiteren Grönlandexpedition zusammen mit dem Dänen Johann Peter Koch unterbrochen.

Nach seiner Rückkehr heiraten Alfred und Else Köppen am 16. November 1913 im engsten Familienkreis im Elternhaus der Braut in Hamburg. Das frisch vermählte Paar zieht wenig später wieder nach Marburg, wo Wegener seine Lehrtätigkeit erneut aufnimmt, ohne aber das Familienleben zu kurz kommen zu lassen. Der Ehe entstammen drei Töchter: Hilde (1914-1936) und Sophie Käthe (geb. 1918) kommen noch in Marburg zu Welt, Hanna Charlotte (1920-1989) später in Hamburg.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Juli 1914 wird das Familienleben jäh unterbrochen: Wegener wird als Reserveoffizier der Infanterie sofort eingezogen und an die Westfront nach Belgien geschickt.

Seine Einstellung gegenüber dem Krieg ist durchaus "konfliktgeladen": Einerseits lehnt er, selbst sicherlich kein Nationalist, den Krieg entschieden ab, andererseits zwingt ihn die Pflicht gegenüber seinem Vaterland, sein Bestes zu geben. Und wie auch bei seinen wissenschaftlichen Aktivitäten ist er auch hier trotz inneren Zwiespalts mit ganzem Herzen dabei.

Zu seinem Glück dauert sein aktiver Kriegseinsatz nur bis zum Oktober 1914: Er wird verwundet. Der untersuchende Arzt stellt zudem einen Herzfehler bei Wegener fest, den er sich wahrscheinlich durch die Strapazen bei der Grönlanddurchquerung im Jahr zuvor zugezogen hatte.

Zurück in Marburg, tritt er im April 1915 eine Assistentenstelle am dortigen Physikalischen Institut mit einem Jahresgehalt von 1.500 Mark an.

Doch schon im Mai wird er nach Brüssel zur Einweisung der Offiziere des dort stationierten Zeppelins in die Techniken der astronomischen Ortsbestimmung abkommandiert.

Der Militärdienst stört erneut sein wissenschaftliches wie privates Leben. Er landet schließlich beim Heereswetterdienst und wird in dieser Funktion in Belgien, Bulgarien und Estland eingesetzt.

Seine kurzen Urlaube nutzt Wegener intensiv für seine wissenschaftlichen Forschungen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Marburger Jahre besonders fruchtbar gewesen sind.

In dieser Zeit entsteht eine Vielzahl seiner bedeutendsten Werke und Schriften: die "Thermodynamik der Atmosphäre" (1911) sowie Abhandlungen über die Theorie der Kontinentalverschiebung.

 

 

Hamburg und Graz (1919-1930) 

Mit Ende des Krieges endet auch der Militärdienst Alfred Wegeners und er kann sich nun wieder voll um seine wissenschaftliche Karriere kümmern.

Gerne würde die Marburger Universität für ihn eine Planstelle schaffen, doch diese Pläne scheitern an der schlechten wirtschaftlichen Situation der Nachkriegszeit. Auch an anderen Hochschulen ist die Lage nicht besser. So nimmt Wegener schließlich das Angebot der Deutschen Seewarte in Hamburg, dem heutigen Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, an.

Er wird Abteilungsleiter für theoretische Meteorologie beim Wetterdienst und damit Nachfolger seines mit 72 Jahren pensionierten Schwiegervaters Wladimir Köppen.

Einen Hoffnungsschimmer, doch noch eine ordentliche Professur zu erhalten, bietet die 1919 neu gegründete Universität Hamburg:

Wegener habilitiert sich dahin um und bildet für die nächsten Jahre mit dem von ihm ins Leben gerufenen Geophysikalischen Kolloquium den geistigen Mittelpunkt der Hamburger Meteorologen.

Es entwickelt sich eine enge wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Wegener und Köppen, die gemeinsam das wichtigste Werk dieser Periode verfassen: "Die Klimate der geologischen Vorzeit" (1924).

Eine Abwechslung vom Hamburger Alltag bietet 1922 eine Seereise nach Südamerika: Zusammen mit seinem Mitarbeiter Dr. Erich Kuhlbrodt soll er im Rahmen eines Projektes die Höhenwindverhältnisse über dem Atlantik erforschen.

Die Ergebnisse werden als Grundlage für den kommenden transatlantischen Flugverkehr dienen. Im selben Jahr lässt sich sein Bruder Kurt Wegener, der seit 1919 ebenfalls als Abteilungsleiter an der Seewarte tätig ist, nach Berlin versetzen.

Mit dem Verlust des vertrauten Gesprächspartners erscheinen Alfred Wegener die Stadt Hamburg und seine Anstellung immer weniger reizvoll. Es ist Zeit für einen weiteren Ortswechsel.

Obwohl Wegener schon 1922 ein Angebot aus Kopenhagen und später auch aus Berlin erhält, nimmt er erst 1924 eine Berufung auf den ordentlichen Lehrstuhl für Meteorologie und Geophysik an der Universität Graz an.

In der Begründung für die Berufung wird er bereits damals als der bedeutendste jüngste deutsche Meteorologe angesehen, den gerade seine Vielseitigkeit auszeichne.

Wegener, ohnehin begeistert von der österreichischen Lebensart, nimmt die Berufung ohne zu zögern an. Endlich kann er ohne unnötige Belastungen seinen Forschungsarbeiten nachgehen.

Sein Ziel, eine Lebensstellung zu erhalten, hat er erreicht. Es sind glückliche Jahre, die die Familien Wegener und Köppen in Graz verleben. Letztere sehen keine Veranlassung, alleine in Hamburg zu bleiben. Das familiäre wie das wissenschaftliche Umfeld stimmen.

Während Wegener zunächst weiterhin um die Anerkennung seiner Theorie der Kontinentalverschiebung kämpft, tritt gegen Ende der 20er Jahre die Planung einer erneuten, diesmal deutschen Grönlandexpedition in den Vordergrund.

Am 1. April 1930 bricht Alfred Wegener in die nördliche Polarregion auf. Im November desselben Jahres kommt er dort ums Leben - vermutlich auf Grund seines Herzleidens.

 

Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von:
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft
Am Handelshafen 12
27570 Bremerhaven
Tel.: +49 (0)471 4831-0
Fax: +49 (0)471 4831-1149
E-Mail: info@awi.de
Website: http://www.awi.de

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