Der Weg zum Glück
Sie zogen alle den gleichen Weg, Das Glück, das Glück zu erjagen. Im Rennen dahin, über Stock und Steg, Will jeder das Höchste wagen.
Nur einer hinter der Menge blieb, Ein Mensch mit gesenktem Blicke; Doch glüht auch in ihm der heiße Trieb, Zu jagen nach seinem Glücke.
Man schaut wohl spöttelnd nach ihm zurück; Doch kümmert ihn nicht das Lachen. Er weiß ja besser den Weg zum Glück, Drum lässt er sie ruhig machen.
Und als sie bis ans große Ziel Mit Mühe sind vergedrungen, Da hört man der Jammerklagen viel, Weil keines das Glück hat errungen.
Man sah mit Schaudern den Weg zurück, Auf dem man lechzend gezogen, Und fand so öde den Weg zum Glück. Es wurden alle betrogen.
Da sahen sie still den Armen nahn, Den sie als Toren verachtet; Und alle mit Neid und Staunen sahn Ihn, der sie glücklich betrachtet.
Die Blumen, die längs des Wegs geblüht, Hat er zum Kranz sich gewunden, Dabei erlauscht er der Vöglein Lied Und hat so - sein Glück gefunden.
Mit Blumen und Liedern schön geschmückt War er ans Ziel gekommen; Und gab auch den andern hochbeglückt, Von dem, was er sich genommen.
Karl Friedrich Mezger (1880-1911)
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