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Auch Goethe und Lessing reisten nach Herculaneum

Abb „Es ist eine wirkliche Hinabfahrt ins Reich der Schatten, und man glaubt, die alten Römer herumgehen zu sehen“, schreibt der Dichter Wilhelm Heinse in seinem Reisejournal von 1782.

Er fasste damit in Worte, was so viele Gelehrte in jenen Jahren an den Golf von Neapel trieb: Die Faszination für die verschüttete Antike.

Nach den ersten Ausgrabungen breiteten sich Nachrichten über die wiedergefundene Stadt Herculaneum wie ein Lauffeuer in Europa aus. Die antiken Ausgrabungsstätten wurden Ziel eines archäologischen Abenteuer-Tourismus.

Johann Wolfgang von Goethe, Gotthold Ephraim Lessing, William Turner, Hans Christian Andersen und viele andere Gelehrte reisten nach Herculaneum, um Augenzeugen der spektakulären Entdeckungen zu werden.

In Presseberichten und Reisebeschreibungen entfaltete sich der „herculanische Geist“ in Europa. Das war die Geburtsstunde eines neuen Stils: des europäischen Klassizismus.

Der Rückgriff auf die Antike wurde zur Leitidee, die sich in nahezu allen Bereichen der Kunst, des Kunsthandwerks und der Mode niederschlug. Architekten, Maler, Möbeltischler und Porzellankünstler begeisterten sich für den Stil des römischen Privatlebens.

Kunsthandwerker ahmten römische Gebrauchsgegenstände nach, Wandmalereien aus Herculaneum wurden zu Vorbildern für Wanddekorationen in Schlössern. In Europa war es chic, sich à la Herculaneum einzurichten.

Abb Viele Besucher, die im 18. Jahrhundert nach Herculaneum kamen, waren nicht nur an Abenteuern, sondern vor allem an den antiken Fundstücken interessiert. Herumgesprochen hatte sich die geheime Ausgrabung der „Herkulanerinnen“.

Der lothringische Offizier Emanuel d’Elbœuf hatte diese drei Frauenstatuen während der österreichischen Besatzung Neapels 1709/1710 ausgegraben und heimlich nach Wien geschafft.

Später wurden sie nach Dresden verkauft und und kamen in das Albertinum, wo sie noch heute ausgestellt sind. Die Herkulanerinnen stammen aus dem antiken Theater der Stadt. Der Gelehrte Johann Joachim Winkelmann war bezaubert von der Schönheit „dieser göttlichen Stücke“ und sah in ihnen die „edle Einfalt und stille Größe“ der griechischen Kunst.

Kein Wunder, dass angesichts dieser Antikenbegeisterung so mancher Sammler Opfer von „Fälschungen“ wurde, die recht bald kursierten.

Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth hatte 1755 Herculaneum besucht. Sie musste von den Fundstücken so begeistert gewesen sein, dass sie in Rom im Kunsthandel mehrere Marmorskulpturen erwarb – in dem sicheren Glauben, originale Stücke aus der verschütteten Stadt zu kaufen.

Heute weiß die archäologische Forschung, dass die begeisterte Sammlerin betrogen wurde. Der Jünglingskopf „Triptolemos“ ist zwar ein römisches Original. Er stammt aber eindeutig aus der Zeit des römischen Kaisers Hadrian (117 bis 138 nach Christus). Er entstand also Jahrzehnte nach dem Vesuvausbruch 79 nach Christus.

 

Triptolemos 

Abb Auf dem Foto ist der Jünglingskopf aus Marmor abgebildet.

Dargestellt ist die mythologische Figur „Triptolemos". Dieser lehrte die Menschen im Auftrag der Göttin des Ackerbaus, Getreide und Feldfrüchte anzubauen.

1755 erwarb Wilhelmine von Bayreuth, die Schwester des preußischen Königs, den Marmorkopf im Kunsthandel in Rom.

Angeblich war er soeben bei den Ausgrabungen in Herculaneum gefunden worden.

Doch die begeisterte Antikensammlerin wurde betrogen, denn der „Triptolemos" stammt eindeutig aus der Zeit des Kaisers Hadrian und kann damit erst Jahrzehnte nach dem Vesuvausbruch von 79 n. Chr. entstanden sein.


Der Fundort ist unbekannt, angeblich Herculaneum.
Datierung: Zeit Hadrians 117 bis 138 n. Chr.
Leihgeber: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin

 

Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von:
Westfälisches Römermuseum Haltern
Weseler Straße 100
45721 Haltern am See
Tel: 02364/9376-0
FAX: 02364/9376-30
http://www.herculaneum-ausstellung.de/cms/front_content.php?idcat=21Email: info@herculaneum-ausstellung.de
Hauptleihgeber:
Soprintendenza Archeologica di Pompei
Museo Archeologico Nazionale di Napoli
Officina dei Papiri, Biblioteca Nazionale di Napoli

Fotos: Medienwerkstatt Mühlacker

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