Herculaneums Entdeckung begann vor fast 300 Jahren: Als ein Bauer 1709 im Ort Resina, dem heutigen Ercolano, einen Brunnen grub, stieß er auf Marmorblöcke aus römischer Zeit. Davon hörte der österreichische Prinz von Elboeuf, der sich an der Bucht von Neapel eine Villa errichten ließ. Er kaufte das Gelände rund um den Brunnen und ließ mit mühsam in den vulkanischen Tuff gegrabenen Stollen nach weiteren Kunstwerken suchen. Das erste Gebäude des vor über 1900 Jahren verschütteten Herculaneum war gefunden: das Theater. Dies war der Beginn der Ausgrabungen von Herculaneum, schon Jahrzehnte, bevor man Pompeji entdeckte. |
Die Nachrichten über die wiedergefundene Stadt breiteten sich wie ein Lauffeuer durch Europa aus. Neben Presseberichten spielten dabei Reisebeschreibungen, gelehrte Abhandlungen und illustrierte Werke eine wichtige Rolle. Auf diese Weise wurde die verschüttete Antike am Golf von Neapel zu einem neuen touristischen Anziehungspunkt. Zahlreiche Besucher vor allem aus England, Frankreich und den deutschen Ländern kamen, um Augenzeugen der unerhörten Ereignisse zu werden. |
Mit Fackeln bewaffnet stieg man durch die schmalen, schlüpfrigen Gänge in das verzweigte Labyrinth des unterirdischen Theaters hinab und bestaunte die zutage gekommenen Schätze im königlichen Schloss in Portici. Eine neue Form des Tourismus war entstanden. Mit den Funden aus Herculaneum und Pompeji brach sich ein neuer Stil in Europa Bahn. Architekten, Maler, Dekorateure, Möbeltischler, Goldschmiede, Porzellankünstler begeisterten sich für den Geschmack „der Alten“. Kunsthandwerker benutzten Abbildungen antiker Gebrauchsgegenstände als Vorlagen für eigene Schöpfungen. Wandmalereien aus Herculaneum und Pompeji wurden zu Vorbildern für Wanddekorationen in Schlössern und Bürgerhäusern. Die Wiederentdeckung der antiken Städte am Golf von Neapel wurde die Geburtsstunde des europäischen Klassizismus. |
Quelle: Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von: Westfälisches Römermuseum Haltern Weseler Straße 100 45721 Haltern am See Tel: 02364/9376-0 FAX: 02364/9376-30 http://www.herculaneum-ausstellung.de/cms/front_content.php?idcat=21Email: info@herculaneum-ausstellung.de Hauptleihgeber: Soprintendenza Archeologica di Pompei Museo Archeologico Nazionale di Napoli Officina dei Papiri, Biblioteca Nazionale di Napoli Fotos: Medienwerkstatt Mühlacker |