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Der Läufer aus der Asche

Abb Die zwei jungen Männer auf der Startlinie: Der Oberkörper ist gebeugt, der Kopf erhoben, der Blick starr nach vorn gerichtet.

Der Bildhauer hat die Athleten in einer Szene festgehalten, die nur Bruchteile von Sekunden andauert: Es ist der Moment des Loslaufens, der Kampf gegen die Zeit beginnt.

Die beiden Bronzestatuen gehören zu den rund 80 Skulpturen, die Archäologen im 18. Jahrhundert in einer Villa in der Stadt Herculaneum ausgruben.

Als die Stadt am 24. August 79 nach Christus verschüttet wurde, ging auch eine der luxuriösesten Villen der damaligen Zeit unter: Die „Villa dei Papiri“, benannt nach den Papyrusrollen, die dort gefunden wurden.

Die Villa lag idyllisch vor der Stadt mit Blick auf das Meer. Ihre Entdeckung im Jahre 1750 war für die Ausgrabungen in der Vesuvgegend ein Meilenstein: Die Forscher hatten die größte erhaltene Bibliothek der Antike gefunden, dazu wertvolle Bronze- und Marmorskulpturen, Mosaiken und Fresken.

Wissenschaftler haben Pläne vom Grundriss der Villa gezeichnet: Sie war 250 Meter lang und 80 Meter breit. Das entspricht der Länge von zwei Fußballfeldern.


Abb



Die beiden Läufer aus Bronze standen im Garten, am Ende eines großes Wasserbeckens.

Dort fanden die Archäologen zahlreiche Skulpturen, meistens Kopien von griechischer Bildhauerei des 4. und 3. Jahrhunderts vor Christus.

Es war unter den gebildeten Römern üblich, ihre Sommervillen mit hellenistischen Kunstwerken der Griechen zu schmücken.

Die Läufer befanden sich in passender Nachbarschaft zu den Darstellungen griechischer Götter, Tänzerinnen und Herrschern.

 

Abb

Die zwei Skulpturen sind fast identisch, sozusagen aus einem Guss.

Sie unterscheiden sich nur in Details, zum Beispiel dem Gesichtsausdruck: Während dem einen Athleten Anspannung und Kraftanstrengung ins Gesicht geschrieben sind, spiegelt der andere Gelassenheit wieder.

Auch bei diesen beiden Statuen handelt es sich um Kopien griechischer Kunstwerke.

Die Originale stammen von dem griechischen Bildhauer Lysippos (4. Jahrhundert vor Christus).

Abb Lysippos war Hofbildhauer Alexanders des Großen und soll eine neue Art von Naturstudium begründet haben. Seinen Bronzestatuen wird nachgesagt, dass sie viel natürlicher im Raum stehen als die Werke früherer Bildhauer und dass sie schlanker und eleganter geformt sind.

Das Ergebnis ist die natürliche Darstellung von Menschen im Moment der Bewegung: eine Errungenschaft der griechischen Klassik.

Dem heutigen Betrachter drängt sich aber eine ganz andere Deutung auf als die des ehrgeizigen Athleten: In den Augen des einen Läufers ist unfassbare Angst zu sehen.

Seine Haltung, der nach vorne drängende Körper drückt nur eines aus: Flucht. Es hat den Anschein, als blicke der Läufer direkt in das Entsetzen: den Ausbruch des Vesuvs.

 

Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von:
Westfälisches Römermuseum Haltern
Weseler Straße 100
45721 Haltern am See
Tel: 02364/9376-0
FAX: 02364/9376-30
http://www.herculaneum-ausstellung.de/cms/front_content.php?idcat=21Email: info@herculaneum-ausstellung.de
Hauptleihgeber:
Soprintendenza Archeologica di Pompei
Museo Archeologico Nazionale di Napoli
Officina dei Papiri, Biblioteca Nazionale di Napoli

Fotos: Medienwerkstatt Mühlacker Statuen zweier Läufer
Kopie nach einem Bronzeoriginal des griechischen Bildhauers Lysipp ( 4. Jh. v. Chr.)
Museo Archeologica di Napoli

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