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Die Flüchtlinge am Strand

Der Tod kam in Sekundenschnelle. Doch er traf die Menschen nicht unvorbereitet. Das Grollen des Vesuv hatte die Bewohner von Herculaneum gewarnt.

Viele packten nur ein paar Habseligkeiten zusammen und flüchteten dann in Richtung Strand. Sie glaubten in den Bootshäusern Schutz zu finden.

Andere versuchten, ein großes Boot zu Wasser zu lassen. Doch als die über 400 Grad Celsius heiße Wolke aus Asche und Bimsstein gegen ein Uhr am 25. August des Jahres 79 nach Christus über Herculaneum hinwegfegte, hatten die Menschen keine Chance mehr.

Die Bewohner starben durch einen thermischen Schock: Beim Aufprall der glühenden Aschewolke verdampfte augenblicklich die gesamte Körperflüssigkeit. Die Flüchtlinge am Strand waren auf der Stelle tot.

Die Menschen in den Bootshäusern hatten dagegen noch Zeit für einige Atemzüge: Doch dabei atmeten sie den dichten und feinen, glühenden Staub ein – auch für sie das Todesurteil.

Eine Stunde später ging die zweite große Wolke nieder. Sie riss die Dächer von den Häusern, Marmorstatuen von Straßen und Höfen und wälzte sich Richtung Strand, wo sie die Toten unter sich begrub.

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1900 Jahre lagen die Skelette von über 300 Frauen, Männern und Kindern verschüttet unter einer meterdicken Schicht vulkanischer Asche.

Die Forschung ging lange Zeit davon aus, dass sich fast alle Einwohner von Herculaneum vor dem Ausbruch des Vesuv gerettet hatten, weil bei den Ausgrabungen kaum menschliche Überreste gefunden wurden – ein großer Irrtum.

1982 stießen italienische Kanalarbeiter durch Zufall auf die antiken Bootshäuser und brachten damit das dramatische Schicksal der Bewohner ans Tageslicht.

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Dank moderner Technik konnten die Forscher die menschlichen Knochen „lesen“ und fanden erstaunliche Einzelheiten zum Aussehen, zum Alter und zur Ernährung, zu Krankheiten und dem sozialen Stand der Opfer heraus.

Viele litten an den Folgen harter Arbeit. Selbst bei Kindern fanden sich schon Abnutzungserscheinungen an der Wirbelsäule und den Bändern. Weit verbreitet waren auch Tuberkulose, Kopfläuse und Karies.

Viele der Opfer hatten außerdem chronische Atemwegserkrankungen, verursacht durch stark rußende Öllampen und offenes Feuer in den Häusern.

Die Archäologen fanden noch mehr, unter Vulkanasche begrabene Gefühle: Eine Familie, die sich fest in den Armen hält, ein Säugling, der zum Schutz hinter dem Rücken seines Vaters liegt.

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Nie zuvor haben Wissenschaftler so viele Menschen aus römischer Zeit untersuchen können, die im selben Augenblick gestorben waren. Sie bilden einen Querschnitt der Bevölkerung.

Unter den Opfern war jedes Alter von 0 bis 60 Jahren vertreten. Allerdings nur wenige Menschen über 50 Jahre, und keine, die älter als 60 Jahre waren. Ein interessanter Blick auf die Lebenserwartung in der römischen Welt.

An den Funden lässt sich auch ablesen, wie die Flucht vonstatten ging. Der einzige Zugang zum Strand war ein schmaler, steiler Weg, der zum Meer hin in einer engen Treppe endete. Entlang dieser Strecke wurde kein Opfer gefunden.

Die Menschen liefen demnach schnell, aber nicht in Panik in Richtung Strand. Außerdem wurden viele Kleinkinder gefunden, die mit Sicherheit getragen worden sind, und Gehbehinderte, die auf Hilfe angewiesen waren.

Dass sie alle die Häuser und den Strand erreichten, zeigt, dass sich die jungen und gesunden Bewohner trotz des drohenden Unheils um die Schwächeren kümmerten.

Neben den Opfern des Vulkanausbruchs wurden viele kostbare Gegenstände gefunden: Halsketten, Ohrringe, Armreifen, Ringe und Münzen. Daran wird deutlich, dass jeder Bewohner Herculaneums seinen wertvollsten Besitz vor der Flucht zusammengepackt hatte.

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Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von:
Westfälisches Römermuseum Haltern
Weseler Straße 100
45721 Haltern am See
Tel: 02364/9376-0
FAX: 02364/9376-30
http://www.herculaneum-ausstellung.de/cms/front_content.php?idcat=21Email: info@herculaneum-ausstellung.de
Hauptleihgeber:
Soprintendenza Archeologica di Pompei
Museo Archeologico Nazionale di Napoli
Officina dei Papiri, Biblioteca Nazionale di Napoli

Fotos: Medienwerkstatt Mühlacker

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