Kategorie:  Alle    Mensch und Gemeinschaft     Früher und heute     Herculaneum     Herculaneum früher   

Eine hölzerne Wiege unter Asche und Bimsstein

Abb Die Stadt Herculaneum hatte zur Zeit ihres Untergangs rund 4000 Einwohner. Nur von den wenigsten sind die Namen bekannt. Die meisten starben anonym. Marcus Pilius Primigenius Granianus gehörte zu den etwa 500 Menschen, deren Namen die Forscher kennen.

Granianus wohnte mit seiner Familie in einer kleinen Wohnung oberhalb der Strandpromenade. Es war eine bescheidene Unterkunft im Kellergeschoss einer stattlichen Villa.

Auch die Funde, die Archäologen 1940 dort machten, zeigen, dass Granianus nicht zu den Reichen von Herculaneum gehörte.

Abb Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass er ein Freigelassener war, der früher einmal als „servus communis“ (gemeinsamer Sklave) zwei Herren gleichzeitig gedient und von diesen, einem gewissen M. Pilius und einem gewissen Granius, die Namen übernommen hatte.

Inschriften zeigen, dass in Herculaneum überdurchschnittlich viele Menschen lebten, die selbst oder deren Vorfahren Sklaven gewesen waren. Die politische Macht in Herculaneum lag in den Händen einiger weniger Familien.

 

Abb Dass Granianus namentlich bekannt ist, verdankt die Forschung einem bronzenen Siegelring mit Inschrift. Der Ring lag zusammen mit fast unversehrten Glasgefäßen in einer verkohlten Holzkiste.

Granianus bewahrte diese Kiste in einer Abstellkammer auf, in der auch eine Weberin gearbeitet haben muss.

Denn die Frau benutzte die Wände, um sich während ihrer Arbeit Notizen zu machen. Wie durch ein Wunder sind diese Graffiti erhalten geblieben.

Ebenso wie eine hölzerne Wiege: Die zu Tuffstein erstarrte, 25 Meter dicke Schlammschicht bewahrte sie für die Ewigkeit.


In der Wiege fanden die Archäologen das Skelett eines kleinen Babys. Das Neugeborene lag auf einer kleinen Matratze aus Pflanzenfasern, mutterseelenallein in dem Zimmer, wie zuerst angenommen wurde.

Abb Erst bei späteren Grabungen stießen die Forscher auf sechs weitere Skelette und mussten die Geschichte vom Haus des Granianus neu schreiben.

Die Menschen waren nicht in Panik geflüchtet und hatten das Baby zurückgelassen, sondern fanden in der Nacht des 25. August 79 nach Christus zusammen den Tod, als die über 400 Grad Celsius heiße Wolke aus Asche und Bimsstein über Herculaneum hinwegfegte.

Ob es tatsächlich Granianus und seine Familie war, die neben der Wiege starb, oder ob es sich dabei um Flüchtlinge handelte, die auf dem Weg zum Hafen Schutz in dem Haus gesucht hatten, wird für immer unklar bleiben.

 

Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von:
Westfälisches Römermuseum Haltern
Weseler Straße 100
45721 Haltern am See
Tel: 02364/9376-0
FAX: 02364/9376-30
http://www.herculaneum-ausstellung.de/cms/front_content.php?idcat=21Email: info@herculaneum-ausstellung.de
Hauptleihgeber:
Soprintendenza Archeologica di Pompei
Museo Archeologico Nazionale di Napoli
Officina dei Papiri, Biblioteca Nazionale di Napoli

Fotos: Medienwerkstatt Mühlacker

  Kategorie:  Alle    Mensch und Gemeinschaft     Früher und heute     Herculaneum     Herculaneum früher   



Lernwerkstatt für das iPad Grundschulmaterial.de


www.medienwerkstatt.de
Diese Seiten werden kostenlos für Kinder
von der Medienwerkstatt Mühlacker produziert

Copyright © 2004-2024 Medienwerkstatt Mühlacker Verlagsges. mbH. Alle Rechte vorbehalten

Mitglied bei seitenstark.de

Wir sind Mitglied