„Der Vesuv erwachte wie ein zorniger Riese nach einem tausendjährigen Schlaf brüllend zum Leben“. So beschreibt Plinius der Jüngere den Vesuvausbruch vom 24. August 79 nach Christus. Der spätere Politiker und Schriftsteller wurde als Jugendlicher Augenzeuge der Katastrophe. In seinen Briefen an Tacitus schilderte Plinius der Jüngere, wie sich die Glutlawinen über das Land wälzten und die Menschen auf der Flucht vor Verzweiflung und Angst weinten. In kurzer Zeit wurden ganze Städte zerstört und unter einer meterhohen Schicht begraben. Unvorstellbar, dass dabei etwas für die Nachwelt „überlebte“. Aber so war es: Archäologen stießen in Herculaneum auf Funde, die sie zum Beispiel in Pompeji nicht machten: Holz, Textilien, Getreide, Papyrusrollen, menschliche Überreste gehören zu den Fundstücken aus organischen Materialien, die nicht nur den Vesuvausbruch überdauerten, sondern auch Jahrhunderte lang unter Tuffgestein begraben waren. |
Die besondere Art, wie Herculaneum verschüttet wurde, sorgte dafür, dass diese kostbaren Zeugnisse aus der Antike erhalten blieben. Durch die Ausgrabungen ließ sich der Hergang der Katastrophe rekonstruieren: Zuerst muss es in Herculaneum eine heftige Zerstörungswelle gegeben haben: Wände stürzten ein, Dächer wurden abgedeckt, Statuen zertrümmert und von den sogenannten pyroklastischen Strömen aus Asche, Gesteinsbrocken, Gas und Wasser mitgerissen. Die Ströme drangen von allen Seiten in die Häuser ein und füllten jeden freien Raum bis zu den Gewölben und Decken aus: eine ideale Stütze für die Architektur. Die nachfolgenden Schlammlawinen bedeckten schließlich die Stadt mit einer rund 25 Meter dicken Schicht und konservierten sie für die Nachwelt. |
Anders als Pompeji wurde Herculaneum mit einer dicken Auswurf-Masse des Vesuvs bedeckt, die sich im Laufe der Zeit verhärtete. Es entstand ein undurchdringlicher Schutzwall. Unter ihm ruhten wertvolle Zeugnisse aus römischer Zeit wie Wachstäfelchen mit Prozessakten, Quittungen und Verträge sowie Alltagsgegenstände aus dem antiken Herculaneum. Bohnen und Oliven, Datteln, Granatäpfel und Knoblauch: „Die organischen Funde aus der verschütteten Stadt erlauben der Wissenschaft einen einzigartigen Blick auf die Lebensgewohnheiten der Menschen. |
Im „Haus der Hirsche“, einer der luxuriösesten Villen in Herculaneum, fanden Archäologen einen verkohlten Laib Brot. Die Besonderheit an diesem Fundstück ist der Stempel, der einen Namen nennt: Celer, Sklave des Q. Granius Verus. Damit ist nicht nur der Bäcker identifiziert, sondern auch der Besitzer des „Hauses der Hirsche“: Quintus Granius Verus war ein bekannter Politiker der Stadt, der es sich leisten konnte, sein Haus (Bild 2), das Archäologen nach zwei Statuen von Hirschen benannt haben, prunkvoll auszustatten. |
Quelle: Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von: Westfälisches Römermuseum Haltern Weseler Straße 100 45721 Haltern am See Tel: 02364/9376-0 FAX: 02364/9376-30 http://www.herculaneum-ausstellung.de/cms/front_content.php?idcat=21Email: info@herculaneum-ausstellung.de Hauptleihgeber: Soprintendenza Archeologica di Pompei Museo Archeologico Nazionale di Napoli Officina dei Papiri, Biblioteca Nazionale di Napoli Fotos: Medienwerkstatt Mühlacker |