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Motorgüterschiff „Franz-Christian“ – Zur Geschichte 2

Abb MS „Franz-Christian" war von Anfang an mit einem eigenen Antriebsmotor versehen und stellt daher ein frühes Beispiel jener sogenannten „Selbstfahrer" dar, die seit den zwanziger Jahren dem traditionellen Schleppzugsystem Konkurrenz machten.

Ausgerüstet mit kleinen und wirtschaftlichen Dieselmotoren transportierten auf den Flüssen und Kanälen - verstärkt nach dem 2. Weltkrieg - viele tausend derartiger Schiffe alle erdenklichen Güter.

„Franz-Christian" war vor dem Krieg vor allem auf den östlichen Wasserstraßen unterwegs: auf Elbe, Oder und ihren Nebenflüssen, aber auch auf den märkischen Wasserwegen von und nach Berlin. Seine Rumpflänge und -breite waren so gewählt, dass er in diesem Gebiet alle wichtigen Schleusen passieren konnte.


Damals transportierten derartige Schiffe wegen ihrer großen Beweglichkeit vor allem Stückgut, d.h. empfindliche oder eilige Waren, im Gegensatz zu Massengütern wie zum Beispiel Kohle oder Erz.


Abb Auch „Franz-Christian" war anfangs in einer Art Stückgut-Liniendienst eingesetzt. 1940 wurde das Schiff für die Kriegsmarine beschlagnahmt, zum Truppentransporter umgebaut und sollte bei der geplanten „Operation Seelöwe", d.h. der Landung deutscher Truppen an der englischen Kanalküste, zum Einsatz kommen.

Nach dem Abbruch der Aktion war es auf der Ostsee eingesetzt und wurde nach Kriegsende nach Hamburg geschleppt. Später wurde „Franz-Christian" an seinen früheren Eigner zurückgegeben und befuhr dann zunächst ausschließlich westdeutsche Flüsse und Kanäle, wobei er nun überwiegend Massengüter wie Steine, Kohle, Erz oder Getreide transportierte.

Ab 1950 nahm das Schiff auch wieder am (Transit-)Verkehr nach Berlin teil. Um ohne großen Aufwand seine Tragfähigkeit zu erhöhen, wurde es 1953 um 4 Meter verlängert.

 

Abb Wie das gesamte Schiff wurden auch die beiden Kajüten im Laufe der Zeit vergrößert, um wenigstens etwas mehr Raum für die Besatzung zu schaffen.

Da „Franz-Christian" mit möglichst kleiner Bemannung - meist nur dem Schiffer und einem weiteren Besatzungsmitglied auskommen musste, war die Arbeit an Bord sicherlich kein Zuckerschlecken.

Der Schiffer als sogenannter „Partikulier" war zugleich aber auch Geschäftsmann, der Gebühren, Löhne und Betriebsmittelrechnungen bezahlen musste, und der gute Frachtaufträge zu erlangen suchte, um sein kleines Unternehmen gewinnbringend zu halten.

Dies wurde im Laufe der 1960er Jahre - nicht nur für den Eigner des „Franz-Christian", sondern für alle Partikuliere - immer schwieriger. Mitte der 1970er Jahre legte der Eigner, der inzwischen das Rentenalter erreicht hatte, den „Franz-Christian" still.

Inzwischen hatte die Entwicklung der Schubschifffahrt und die wachsende Bedeutung anderer Verkehrsträger, aber auch die scharfe Konkurrenz großer Reedereien, die traditionelle Partikulierschiffahrt fast zum Verschwinden gebracht.

Abb Solch kleine Schiffe wie „Franz-Christian" waren in einer Zeit sinkender Frachtraten und gleichzeitig ansteigender Löhne und Treibstoffkosten kaum mehr wirtschaftlich zu betreiben.

Bei „Franz-Christian" gab ein Maschinenschaden, dessen Reparatur zu teuer geworden wäre, den Ausschlag zugunsten der Stilllegung.

Glücklicherweise mochte sich der Eigner aber nicht so rasch von seinem Schiff trennen und ließ es über Jahre hinweg im Heimathafen liegen, so dass es der Verschrottung entging.

Im Jahre 1986 übernahm es das Westfälische Industriemuseum.

Technische Daten seit 1929:
Länge: 46,0 m
Breite: 5,0 m
Tiefgang: 2,0 m
Tragfähigkeit: 296 t
Maschinenleistung: 70 PS

Technische Daten seit 1953:
Länge: 50,25 m
Breite: 5,07 m
Tiefgang: 2,0 m
Tragfähigkeit: 318 t
Maschinenleistung: 180 PS

 

Quelle:
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„Westfälisches Industriemuseum Altes Schiffshebewerk Henrichenburg; Landschaftsverband Westfalen-Lippe“

Am Hebewerk 2
45731 Waltrop
Tel.: 02363/97070
www.schiffshebewerk-henrichenburg.de
Literaturangaben:
Eckhard Schinkel, Norbert Tempel; Historische Binnenschiffe für das Museum Schiffshebewerk Henrichenburg; Westfälisches Industriemuseum Dortmund 1988

Museumsführer „Altes Schiffshebewerk Henrichenburg; Herausgeber: Eckhard Schinkel; © Westfälisches Industriemuseum Dortmund 1992

Foto 1 – 3 aus : Museumsführer „Altes Schiffshebewerk Henrichenburg; Herausgeber: Eckhard Schinkel; © Westfälisches Industriemuseum Dortmund 1992

Foto 4: Medienwerkstatt Mühlacker

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