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Vor der Hochzeit: Brautschau und Werben um die künftige Braut

Ist der Entschluss getroffen, dass es an der Zeit ist, zu heiraten, liegt der erste Schritt in der Wahl der geeigneten Braut für den zukünftigen Bräutigam. Besonders in traditionellen Gesellschaftsschichten wird die Auswahl der Braut zunächst von den Eltern des Bräutigams vorgenommen. Auch hier ändern sich aber die Zeiten. Viele Türken wählen heute entweder ihren Partner selbst, oder die geeignete Braut wird durch einen gemeinsam gefassten Beschluss ausgewählt.

Ist die Verbindung durch einen „görücü“ (Heiratsvermittler) zustande gekommen, besuchen zuerst die Mutter des zukünftigen Bräutigams und familiennahe Frauen die Familie des in Betracht kommenden Mädchens. Findet man Gefallen an dem Mädchen, so wird es dem Bräutigam gezeigt. Findet das Mädchen auch die Zustimmung des Bräutigams, entschließt man sich, offiziell um das Mädchen anzuhalten.

Der Besuch der Familie des Mädchens und das Bitten des Vaters um die Hand des Mädchens wird als „dünürlük“, „dünürlüğe gitme“ oder „elçiliğe gitme“ (Anbahnung eines Verwandtschaftsverhältnisses durch Heirat) bezeichnet.

Die im Rang höher stehenden Frauen und Männer der Familie besuchen an einem vorher festgelegten glückbringenden Tag (meist ist dies ein Donnerstag oder Sonntag) die Familie des Mädchens, um mit den Worten „Im Auftrag Gottes und der Zustimmung des Propheten“ um die Hand des Mädchens zu bitten.

Da sich die Familie des Mädchens beim ersten Besuch im allgemeinen etwas ziert, wird das Mädchen bei diesem Besuch nicht versprochen. Erst nach einigen Besuchen und genügenden Überlegungen seitens der Familie des Mädchens wird der Familie des zukünftigen Bräutigams eine positive Antwort gegeben. Diese Entscheidung bedeutet gleichzeitig ein gegenseitiges Versprechen (söz kesmek).

Nach Wunsch der Beteiligten wird manchmal am gleichen Tag der Verlobungsring angesteckt. Meist wird allerdings eine familiäre Verlobungsfeier organisiert. Brauch ist, dass bei dieser Verlobungsfeier ein als „şerbet“ bezeichnetes Getränk angeboten wird, um die Beziehungen untereinander zu versüßen. Das Trinken dieser „şerbet“ bedeutet, dass nun das Mädchen tatsächlich an den Bräutigam gegeben und der Heiratsbeschluss getroffen wurde.

Mit dem „söz kesme“ (Versprechen) werden gleichzeitig die Verlobungs- und Hochzeitstermine besprochen sowie über zu kaufende Haushalts- oder Einrichtungsgegenstände oder das „başlık parası“ (Geld, das von der Familie des Bräutigams für das Mädchen bezahlt werden soll) verhandelt wird.

Nachdem beide Seiten ihre Vorbereitungen beendet haben, wird im Hause des Mädchens die Verlobungszeremonie, an der vorwiegend Frauen teilnehmen, durchgeführt. Die Familie des Bräutigams steckt der Braut Schmuckstücke an und überreicht die übrigen Geschenke.

Im Gegenzug dazu, werden von der Familie des Mädchens Geschenke übergeben. Die Verlobungszeremonie kann nach Wunsch auch mit einem Essen verbunden werden. Erst dann findet eine offizielle Verlobungsfeier statt. Die Verlobung stellt den ersten Schritt zur Heirat dar, ermöglicht der Frau und dem Mann ein näheres Kennenlernen und ist gleichzeitig der Beginn der Zeitspanne bis zur Hochzeit. Sollte es zu Verständigungsschwierigkeiten oder Problemen während dieser Verlobungszeit kommen, so kann die Verlobung aufgelöst werden. Allerdings kommt die Auflösung der Verlobung nur selten vor.

Der Termin der Hochzeit rückt näher. Zunächst wird das nähere Umfeld zur Hochzeit geladen. Bei diesem Brauch, der seine Bedeutung in jüngster Zeit zunehmend verliert, wird an die Familien im Dorf eine „okuntu“, eine Hochzeitseinladung, verteilt.

Für die Aufgabe der Überbringung dieser Einladung wird eine geeignete Person ausgewählt und mit der persönlichen Verteilung durch Hausbesuche der Dorfbewohner beauftragt.

Als Einladung wird das „okuntu“ überreicht, das eigentlich ein kleines Geschenk darstellt. Das „okuntu“ kann zum Beispiel ein Stück Stoff, ein Taschentuch, ein Kopftuch oder Ähnliches, aber auch Lebensmittel wie Zucker, „börek“ (Art Strudel) etc. sein.

Hochzeiten, die vierzig Tage und vierzig Nächte andauern, stammen aus dem Reich der Märchen. Auf dem Land dauern Hochzeiten meist drei Tage. Aus ökonomischen Gründen werden Hochzeiten aber immer mehr auf das Wochenende verlegt und dauern damit zwei Tage, da die Bewirtung der zahlreichen Gäste für die Familie des Bräutigams einen finanziellen Kraftakt darstellt, der in heutiger Zeit nicht mehr so einfach zu bewältigen ist.

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