Der sechzehnjährige Repan hat die vierzehnjährige Tita vor zwei Jahren geheiratet, als sie 12 Jahre alt war.
Sie hat eine kleine Tochter, Naisa, die zwei Monate alt ist.
Bevor sie zur Schule geht, muss Tita alle Arbeiten einer Hausfrau und Mutter erledigen.
Dann lässt sie ihre kleine Tochter bei ihrer Schwiegermutter und nimmt am Morgenunterricht der vierten Klasse teil.
Mehr als die Hälfte der Schüler in ihrer Volksschule sind auch schon verheiratet.
In Titas Klasse gibt es nur zwei Mädchen, die noch nicht geheiratet haben.
Ehen lassen sich durch jeden der beiden Partner leicht auflösen, der dann neu heiraten kann.
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Repan und Tita gehören zur Volksgruppe der Uduk. Da in ihrem Heimatland, dem Sudan, seit 1983 Bürgerkrieg herrscht, leben sie in einem Flüchtlingslager in Äthiopien.
Dort werden sie von der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR betreut, die im Lager eine Schule eingerichtet hat.
Repan will Künstler und Erfinder werden. Seine Hütte hat er mit seinen Kunstwerken dekoriert.
Überall liegen Dinge herum, die zu den unterschiedlichsten Projekten und Maschinen gehören, die er gebaut hat – manche davon sind eigene Erfindungen, andere Nachbauten von etwas, was er in den wenigen Büchern gesehen hat, die es in der Schule gibt.
Ohne jede Hilfe von anderen hat er ein Radio gebaut, ebenso einen Fernseher, der nur Geräusche empfängt, und in seiner und der Hütte seiner Mutter hat er elektrisches Licht installiert.
Ihre Hütten sind die einzigen Flüchtlingshütten in Bonga, in denen es Licht gibt. Repan kann gut lesen und schreiben, doch hat er den Schulbesuch nach der fünften Klasse abgebrochen.
Er ist der Ansicht, dass er keine Zeit für die Schule hat. UNHCR-Mitarbeiter versuchen ihn trotzdem davon zu überzeugen, dass es gut für ihn wäre, zurück in die Schule zu gehen.
aus UNHCR: Jugendliche Flüchtlinge in Afrika – die Zukunft aufbauen. Unterrichtsmaterialien für Schüler der 7. bis 11. Klasse. 2003, www.unhcr.de unter: http://unhcr.de/pdf/430.pdf
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