Rilke wurde als René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke am 4. Dezember 1875 in Prag geboren. Prag gehörte damals zu Böhmen und damit zu Österreich.
Er verbrachte keine glückliche Kindheit. Sein charakterschwacher Vater, Josef Rilke, ein Eisenbahninspektor litt sehr unter seiner herrschsüchtigen Frau Sophie.
Der frühe Tod der älteren Schwester führte dazu, dass ihn seine Mutter bis zu seinem 6. Lebensjahr als Mädchen aufzog – alte Fotografien zeigen Rilke mit langen Haaren und Kleidern.
In der Zeit von 1886-1891 besuchte er die Militärschule in St- Pölten und anschließend die Militär-Oberrealschule in Mährisch-Weißkirchen.
Der sehr sensible Rilke hielt dem militärischen Drill nicht stand. Er kehrte somit der Offizierslaufbahn den Rücken.
Das Talent zum Schreiben wurde bereits in der Schulzeit geweckt. Sein erster Gedichtband „Leben und Lieder“ erschien im Jahre 1894.
Er nahm Privatunterricht, machte sein Abitur und begann schließlich im Jahre 1895 das Studium der Kunst- und Literaturgeschichte in Prag.
An der Universität München begann er 1896 das Philosophiestudium. Dort lernte er die Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé kennen. Obwohl sie bedeutend älter und verheiratet war, hielt die intensive Bindung bis 1900 an. Mit ihr ging Rilke 1897 nach Berlin.
Dort änderte er seinen Vornamen in Rainer. An der Universität in Berlin ließ er sich als Kunstgeschichtsstudent einschreiben.
In den Jahren 1899 und 1900 machte er zwei große Reisen nach Russland, um sich den Studien russischer Maler zu widmen.
Im Sommer 1900 lebte er eine Zeit in der Künstlerkolonie von Worpswede. Er machte Bekanntschaft mit der Bildhauerin Clara Westhoff (1875-1954), die er ein Jahr später heiratete. Die Freundschaft mit Lou Andreas-Salomé hielt bis zu seinem Tod an.
Nach dem Umzug nach Westerwede bei Worpswede wurde die einzige Tochter Ruth im Jahre 1901 geboren.
Armut führte zur Auflösung des Hausstandes. Rainer Maria Rilke kehrte nach Paris zurück und machte Bekanntschaft mit dem Bildhauer Auguste Rodin. „Der Panther“ – sein neuestes Gedicht entstand.
Im Jahr 1903 erschien Rilkes Monographie (Abhandlung über eine Person) über Rodin.
Die Freundschaft zu Rodin veränderte seine poetische Sichtweise. 1905 erschien das „Stunden-Buch“. Im gleichen Jahr nahm er sein Philosophiestudium in Berlin auf.
Kurze Zeit verdiente er sich einen Lebensunterhalt als Privatsekretär Rodins. Seinen ersten großen Erfolg erzielte Rilke mit seiner 1899 geschriebenen und 1906 veröffentlichten lyrischen Prosadichtung „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“.
1908 wurde Rilkes „Requiem für eine Freundin“ veröffentlicht, zum Andenken an die 1907 verstorbene Paula Modersohn-Becker.
Im Jahr 1910 erschien der Tagebuchroman „Die Aufzeichnung des Malte Laurids Brigge“.
Während seiner Verweildauer auf Schloss Duino im Jahr 1912 bei Triest verfasste Rilke die ersten Elegien (Klagelieder) und „Das Marien-Leben“.
Zu Beginn des ersten Weltkrieges 1914 schrieb Rilke fünf „Kriegsgesänge“. Doch seine Begeisterung für den Krieg endete in pure Erschütterung und Abscheu.
1916 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Sein Einsatz erfolgte in Böhmen. 1917 wurde er nach Wien ins Kriegsarchiv versetzt.
Nach Ende des ersten Weltkrieges verließ Rilke Deutschland und zog in die Schweiz. Seine Wohnsitze wechselten ständig. 1921 wurde er in Wallis auf Schloss Muzot sesshaft. Zwei Jahre später wurden die „Duisener Elegien“ und die „Sonett von Orpheus“ veröffentlicht. Sie gehören zu Rilkes poetischen Meisterwerken.
Er erkrankte an Leukämie. Mehrere Sanatorienaufenthalte in den Jahren 1924-1926 in Valmont bei Montreux und in Bad Ragaz waren notwendig.
Am 25. Dezember 1926 starb Rilke im Alter von 51 Jahren in Valmont.
Beigesetzt wurde er auf dem Bergfriedhof von Raron bei Wallis. Im Testament wurde folgende Inschrift für den Grabstein festgelegt:
Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, Niemandes Schlaf zu seiner unter soviel Lidern.
Kurz nach dem Tod wurden seine „Dichtungen des Michelangelo“ sowie unzählige Briefe veröffentlicht.
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