Robert Koch zählte zu den bedeutendsten deutschen Medizinern und Mikrobiologen. Anhand der Entwicklung von naturwissenschaftlichen Standardmethoden konnte er als Erster beweisen, dass die Ursache der ansteckenden Krankheiten wie Cholera, Milzbrand, Tuberkulose, Malaria, Schlafkrankheit und Pest, spezielle Bakterien sind.
Mit der Entdeckung des Tuberkuloseerregers im Jahre 1882 erlang er zu Weltruhm. Für diese Entdeckung erhielt Koch im Jahre 1905 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie.
|
Robert Koch wurde am 11. Dezember 1843 als drittes von insgesamt dreizehn Kindern eines Bergmannes in Clausthal (heute Clausthal-Zellerfeld, Harz) geboren. Nach dem Abitur in Clausthal studierte er in Göttingen zunächst ein Semester Physik und danach Medizin. Am 16. Januar 1866 promovierte er und am 12. März 1866 bestand er das Staatsexamen in Hannover.
Mit experimentellen Arbeiten an Milzbrand begann er als Kreisphysikus in seinem Wollsteiner (Provinz Posen, heute Wolstyn, Polen) Wohnhaus, wobei er die wichtigsten methodischen Grundlagen der bakteriologischen Forschung (Züchtung der Bakterien in Reinkulturen, Färbung, Übertragung auf Versuchstiere) schuf und 1876 mit dem Erreger des Milzbrands (Bacillus anthracis) zum ersten Mal einen lebenden Mikroorganismus als spezifische Ursache einer Infektionskrankheit nachwies. Mikroskopischen Zeichnungen im provisorischen Labor folgten 1877/78 die ersten Mikro-Fotografien.
Von Wollstein wurde er 1880 an das Kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin berufen. Hier baute er mit weiteren Themen die bakteriologische Methodik aus, die für die Erforschung von Seuchen ebenso nützlich war wie für die Entwicklung von gezielten Maßnahmen, etwa Desinfektionsverfahren.
Kochs internationalen wissenschaftlichen Ruhm begründete sein Vortrag über die “Ätiologie der Tuberkulose” am 24. März 1882, nachdem er den Nachweis des Erregers der Volksseuche (Koch’scher Bacillus) erbracht hatte.
Seine erste Expedition führte ihn 1883 nach Ägypten und Indien; Anlass gaben Cholera-Epidemien vor Ort. Koch gelang es dort, den Erreger und damit die Ätiologie der Seuche nachzuweisen.
Tuberkulose und Cholera blieben bedeutende Forschungsthemen. Das Ziel war, Infektionskrankheiten entweder zu verhüten oder Epidemien durch gezielte Maßnahmen einzudämmen.
Für die Volkskrankheit Tuberkulose richteten sich die Bemühungen auf eine Impfung, zumal die äußeren Lebensbedingungen ungünstig waren. Die Hoffnungen, ein Behandlungsmittel oder gar eine Impfung gegen Tuberkulose zu finden, erfüllten sich 1890 mit dem “Tuberkulin“ nicht.
Damit stand nun aber ein Mittel zum schnellen und eindeutigen Nachweis einer Infektion zur Verfügung. Bei der Cholera zeigte die Epidemie in Hamburg 1892, dass die Qualität des Trinkwassers von großer Bedeutung war.
Im Jahre 1885 gründete die Berliner Friedrich Wilhelms-Universität das Hygienische Institut und berief Robert Koch als ersten Ordentlichen Professor für Hygiene in Berlin zu dessen Direktor. Die Erfolge von Mitarbeitern Kochs an diesem Institut und seine eigenen methodisch bedeutsamen Arbeiten führten Ende der 1880er Jahre dazu, ein neues Institut für die Erforschung ansteckender Krankheiten zu planen.
Am 1. Juli 1891 wurde das “Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten” in der Nachbarschaft der Charité eröffnet. Neun Jahre später folgte die Verlegung in einen Neubau, den Robert Koch selbst mitgeplant hatte, am Nordufer in Berlin Wedding, und noch heute trägt diese Einrichtung den Namen des Gründers.
Internationale Kooperationen und Kontakte prägten Kochs persönlichen Arbeitsstil und die Atmosphäre in den Abteilungen. Er selbst begann 1896 mit der Erforschung verschiedener Tropenkrankheiten, was zu weiteren internationalen Kooperationen beitrug.
Die Forschungsfelder umfassten zunächst Tierseuchen im südlichen Afrika, darunter Rinderpest, Texasfieber, Küstenfieber und Pferdesterbe. Ebenso interessierten ihn Krankheiten des Menschen, deren Übertragungswege noch unbekannt waren, vor allem Malaria und Schlafkrankheit.
Mit seinen Arbeiten beeinflusste Robert Koch die moderne Medizin entscheidend und wurde der Hauptbegründer der modernen Bakteriologie. 1905 erhielt er „In Anerkennung seiner Untersuchungen und Entdeckungen im Bereich der Tuberkulose“ den Nobelpreis.
Während eines Kuraufenthaltes nach einem schweren Herzanfall, den er Anfang April 1910 in Berlin erlitten hatte, starb Robert Koch am 27. Mai 1910 in Baden-Baden. Dort wurde er auf eigenen Wunsch eingeäschert und seine Urne nach Berlin gebracht.
|
Lebenslauf - Studium und Privates
11.12. 1843 geboren in Clausthal / Harz
02. 04. 1862 Abitur
1862 – 1866 Studium der Physik und Medizin in Göttingen
16. 01. 1866 Promotion in Göttingen; danach kurzer Studienaufenthalt in Berlin u.a. bei Virchow
12. 03. 1866 Approbation in Hannover
16. 07. 1867 Hochzeit mit Emmy Fraatz
06. 09. 1868 Geburt der Tochter Gertrud
1870/71 Deutsch-Französischer Krieg, Lazarett-Dienst
16. 03. 1872 Physikat-Prüfung in Berlin
06. 1893 Scheidung von Emmy Koch
13. 09. 1893 Hochzeit mit Hedwig Freiberg
01. 10. 1904 Ausscheiden als Direktor des Instituts auf eigenen Wunsch
10. 12. 1905 1 Nobelpreisverleihung in Stockholm / Schweden
27. 05. 1910 Tod in Baden-Baden
30. 05. 1910 Einäscherung in Baden-Baden
10. 12. 1910 Bestattung der Urne im neuerrichteten Mausoleum im Robert Koch-Institut
Tätigkeiten
1866 Famulatur am Allgemeinen Krankenhaus in Hamburg
1866 “Erziehungs- und Pflege-Anstalt für Geistesschwache Kinder” in Langenhagen bei Hannover
1868 Arzt in Niemegk / Potsdam
1869 Arzt in Ragkwitz / Posen
1872 Ernennung zum Kreisphysikus im Kreis Bomst, Provinz Posen Wohnort: Wollstein
1880 – 1885 Regierungsrat am Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin
1885 – 1891 Erster Professor für Hygiene in Berlin, Friedrich Wilhelms – Universität
1891 – 1904 Direktor des Königlich Preußischen Instituts für Infektionskrankheiten
1880 – 1910 Ordentliches Mitglied des Kaiserlichen Gesundheitsamtes
|
Expeditionen und Kongresse
Die Aufzählung der Expeditionen, die Koch zur Erforschung verschiedener Infektionskrankheiten durchführte, und die wichtigsten Kongresse, an denen er teilnahm, zeigen die Vielfältigkeit und die Mobilität des Forschers in einer Zeit eher mühseligen Reisens.
1883 – 1884 Cholera in Ägypten und Indien
1885 Internationale Sanitätskonferenz / Rom
1896 – 1897 Rinderpest in Südafrika
1897 Pest in Indien
1897 – 1898 Pest, Malaria, Texasfieber und Tsetsekrankheit in Ostafrika
1898 Malaria in Italien
1899 Malaria und Chinin in Italien
1899 – 1900 Malaria in Batavia (Jakarta) und Neu-Guinea
1901 Internationaler Tuberkulose-Kongress in London
1901 – 1902 Malaria in Italien und Istrien (Brioni-Inseln)
1903 – 1904 Küstenfieber und Pferdesterbe in Britisch-Südafrika
1904 – 1905 Tsetse-Fliegen und Trypanosomen in Ostafrika (private Expedition)
1906 – 1907 Schlafkrankheit in Ostafrika
1908 Internationale Konferenz über Schlafkrankheit in London
1908 Internationaler Tuberkulose-Kongress in Washington D.C.
Hier erfährst du etwas über das Robert Koch-Institut
|