1903 beginnt man, ein neues Geschäftsgebäude zu bauen: Einen zweistöckigen Bau aus Beton und Glas mit einer Zufahrtsrampe in den Oberstock. Margarete lässt sich täglich in den Betrieb fahren. Sie prüft die Modelle, die Innengestelle, die Farben - mit Spritzpistolen auf das fertige Fell aufgebracht. Sie besucht die Stimmmacher, Ausstopfer, Stickerinnen. 1902 entwickelt Richard Steiff eine neue Art von Stofftier: mit beweglichen Armen und Beinen und einem richtigen Fell aus Mohairplüsch, dazu Glasaugen. Margarete ist zunächst skeptisch, ob der Markt diese relativ teuren und für ihr Empfinden plumpen Tiere annehmen wird. Die Entscheidung birgt ein hohes Risiko, denn bei einem Misserfolg ist die Finanzkraft des Unternehmens gefährdet. Sie entscheidet sich auf Richards Drängen hin dennoch dafür - und zunächst ohne Erfolg. Man packt die Tiere auf der Leipziger Messe schon wieder ein, als buchstäblich im letzten Moment ein Amerikaner alle 3.000 Stück aufkauft. |
Der Bär PB wird zum Verkaufsschlager bei der Weltausstellung in St. Louis. 12.000 Stück werden verkauft. Margarete und Richard erhalten je eine Goldmedaille, der Firma wird der Grand Prix, die höchstmögliche Auszeichnung, verliehen. Von 1903 bis 1907 steigt die Produktionsmenge auf 1.700.000 Spieltiere an. 400 Menschen arbeiten im Haus, 1800 Frauen sind zusätzlich als Heimarbeiterinnen beschäftigt. In Amerika tritt der bewegliche Bär seinen Siegeszug an. Und seinen späteren Namen Teddybär (seit 1906) verdankt er keinem geringeren als Präsident Theodore „Teddy" Roosevelt.
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Der zunehmende Konkurrenzdruck macht bald neue Maßnahmen erforderlich. Man möchte sich auf einen Preiskampf keinesfalls einlassen und sinnt nun nach einer Möglichkeit, die Tiere unverwechselbar zu machen. Franz Steiff kommt auf die Idee, jedem Steiff Tier einen Knopf ins Ohr zu nieten. Der „Knopf im Ohr" ist geboren - bis heute das Markenzeichen echter Steiff Tiere. 1908 gerät die amerikanische Wirtschaft unter Druck - mit harten Folgen für die Firma: Bestellungen werden annulliert, große Mengen bereits gefertigter Bären nicht abgenommen. |
Margarete erlebt Aufschwung und Krise noch voller Aktivität mit. Sie wird jedoch zusehends müder, sitzt oft am Fenster ihrer Wohnung und beobachtet von dort aus das Treiben in der Firma. Sie ahnt wohl, dass ihr Leben zu Ende geht.
Ein hoffnungslos erscheinendes Leben wurde zum Beispiel dafür, was mit Mut, Kraft, Herz und Willen erreicht werden kann. Die Familie, die Mitarbeiter, die Menschen in Giengen kommen nur schwer über ihren Tod hinweg. Die Firma aber wird in ihrem Sinne weitergeführt - bis heute. Hier geht es weiter: Die Geburtsstunde des weltberühmten Teddybären - Teil 1
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Quelle: Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von: http://www.steiff.de Margarete Steiff GmbH Marketing Services Richard-Steiff-Straße 4 89537 Giengen/Brenz |