Aus Kindern werden Jugendliche: Sie werden erwachsen, wollen auf eigenen Füßen stehen, eigene Erfahrungen sammeln, einen Beruf erlernen oder eine weiterführende Schulausbildung machen.
Die Jugendlichen bleiben bis zu ihrer Verselbständigung im SOS-Kinderdorf, bzw. in einer Jugendeinrichtung.
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Ein Abend am Familientisch einer SOS-Kinderdorf-Familie. Neun Kinder und die SOS-Kinderdorf-Mutter. Heute Abend wird ein wichtiges Thema besprochen.
Marie-Claire, die Älteste in der Familie wird ausziehen. Marie-Claire musste eine Schulklasse wiederholen und will nach dem Sekundarschulabschluss nicht mehr weiter zur Schule gehen.
Sie will Schneiderin werden. Sie wird in die Mädchenwohngemeinschaft von SOS-Kinderdorf ziehen - ein wichtiger Schritt zum Erwachsen-Werden, zum Selbständig-werden.
Natürlich wird Marie-Claire auch weiterhin zur Familie gehören und diese regelmäßig besuchen, die Mädchen-Wohngemeinschaft liegt auch nicht weit weg vom SOS-Kinderdorf.
Jugendliche müssen nicht in die Jugend-WGs ziehen, sie können auch bei der Kinderdorf-Familie wohnen, bis sie eine abgeschlossene Berufsausbildung haben und auf eigenen Füßen stehen können.
Die Entscheidung, ob ein Jugendlicher in die WG zieht oder bei der Familie bleibt wird vom Jugendlichen und dessen SOS-Kinderdorf-Mutter getroffen.
"Ich freue mich schon auf die WG", meint Marie-Claire, "und ich werde meine Familie ja auch oft besuchen. Aber jetzt ist es einfach an der Zeit, dass ich mein eigenes Leben lebe.
In der WG sind viele Jugendliche, die eine Berufsausbildung machen, da kann ich dann sehen, wie es den anderen geht."
Später möchte Marie-Claire in ein "Betreutes Außenwohnen" übersiedeln. Das ist eine der vielen Wohnformen, die den Jugendlichen angeboten wird.
Das betreute Außenwohnen bedeutet nichts anderes, als dass sie eine eigene kleine Wohnung bekommen und regelmäßig einer der Jugendbetreuer vorbeikommt, nachsieht, ob alles gut läuft, ob es Probleme gibt und wie das Leben "alleine" gemeistert wird.
"Ich bin froh, dass ich einen kleinen Zuschuss bekommen kann von SOS-Kinderdorf bis ich so viel Geld verdiene, dass ich meine Wohnung und meinen Lebensunterhalt alleine bestreiten kann", erzählt Marie-Claire.
"Es ist nämlich sehr schwierig, hier im Kamerun eine Arbeit zu finden. Und was auch besonders wichtig für mich ist, ich kann jederzeit mit den WG-Betreuern reden, wenn ich Probleme habe an meinem Arbeitsplatz, oder Fragen zur Wohnung habe, oder sonst wie. Es ist wie in einer Familie, die hilft dir, wenn mal was nicht so läuft wie es soll."
SOS-Kinderdorf geht auf jeden Jugendlichen und dessen Bedürfnisse individuell ein. Es gibt verschiedene Arten, wie die Jugendlichen langsam von der Jugendwohngemeinschaft in ein Leben in Selbständigkeit übergehen.
SOS-Kinderdorf hilft zeitlich begrenzt auch finanziell, die ersten Schritte in die Selbständigkeit zu ermöglichen.
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