Seinen Namen hat es wohl daher bekommen, dass die abgewinkelte Stellung des Kopfes zum Körper diesem Tier eine gewisse Ähnlichkeit mit Pferden verleiht. Während der Kopf also eher dem eines Pferdes ähnelt, gleicht der Hinterleib einem Wurm. Daher kommt auch der wissenschaftliche Name „Hippocampus“, die Pferderaupe. Die Seepferdchen aber gehören – was man auf den ersten Blick nicht vermuten würde - zu den Fischen. Gemeinsam mit den Fetzenfischen und weiteren Arten bilden sie die Gruppe der Seenadeln.
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Sie kommen in allen möglichen Farben vor. Zum Beispiel gibt es sie in Schwarz, Braun, Blau, Gelb, Rot - und sogar in Neonfarben. Auch die Augen der Seepferdchen sind etwas ganz Besonderes, denn sie können sich unabhängig voneinander bewegen, ähnlich wie bei einem Chamäleon. Seepferdchen leben nur in den warmen Meeren der Welt und kommen an den westeuropäischen Küsten, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer vor. Das Kurzschnauzige und das Langschnauzige Seepferdchen lebt im Mittelmeer, im Schwarzen Meer und im östlichen Atlantik vor. Ganz selten findet man sie sogar in der Nordsee. Sie sind aber ausschließlich Meeresbewohner.
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Sie fühlen sich in flachen, ruhigen Küstengewässern besonders wohl. Einige Arten lieben das dichte Seegras, während man andere auch an steinigen, felsigen Küsten oder zwischen Algen entdecken kann. Insgesamt wurden weltweit bisher etwa 32 Arten der Seepferdchen beschrieben. Die Tatsache, dass erst im Mai des Jahres 2003 wieder eine ganz neue Art auftauchte, ist allerdings ein Hinweis dafür, dass es wahrscheinlich noch mehrere - eben auch unentdeckte - Arten gibt. Bei der zuletzt entdeckten Art handelt es sich zugleich um den kleinsten Vertreter in der Gruppe der Seepferdchen. Es ist nur 16 Millimeter groß und wird Pygmäen-Seepferdchen genannt. Die größten Arten unter den Seepferdchen erreichen eine Länge von 35 Zentimeter. Mit dem muskulösen, bauchwärts einrollbaren Schwanz, der keine Flosse besitzt, klammern sie sich gerne am Seetang fest. Völlig ungewöhnlich für einen Fisch ist ihre Körperhaltung. Sie schwimmen eigentlich nicht – wie andere Fische waagerecht im Wasser - sondern sie schweben aufrecht. Mit ihrer kleinen, fast ganz zurückgebildeten Rückenflosse können sie sich nur langsam vorwärts bewegen. Dabei dienen die zwei ebenfalls stark zurückgebildeten Brustflossen als Steuerruder. |
Besonders interessant ist das Balz- und Brutpflegeverhalten, denn bei ihnen werden nicht die Weibchen, sondern die Männchen schwanger. Mit an die Brust gezogenem Kopf und nachschleifendem Schwanz schwimmen die Männchen am Boden umher. Wie bei jeder anderen Erregung auch verblasst dann ihre braune Farbe. Schließlich beginnen sie zu wackeln und schwimmen tagelang umeinander herum. Ihre Bruttaschen blähen sich dabei immer mehr auf, bis sich Männchen und Weibchen endlich mit den Schwänzen umfassen und sich karussellartig drehend, an die Oberfläche steigen. Dieser Vorgang wiederholt sich so oft, bis es dem Weibchen gelingt, die Genitalpapille in die Taschenöffnung des Männchens einzuführen und die etwa 450 Eier zu übertragen. Das allerdings dauert nur etwa zehn Sekunden. Die Entwicklung der jungen Fische (Seepferdchen) dauert ungefähr zehn bis zwölf Tage. Nach dieser Zeit zieht sich das schwangere Männchen in das Seegras zurück und beginnt unter großen Anstrengungen die Jungfische zu gebären. Erst jetzt beim Schlüpfen öffnet sich die Bruttasche dann wieder, und das Männchen pumpt die Jungen aus der Tasche heraus. Von nun an sind die kleinen Fische auf sich selbst gestellt und beginnen mit der Jagd auf Kleinkrebse im Plankton. Bei einigen Arten findet nach nicht länger als einem Tag die erneute Paarung statt. Die Seepferdchen gehören zu den gefährdetsten Tiergattungen der Welt. Abgesehen von den Taschenkrebsen haben sie aber nur sehr wenige Fressfeinde. Ihre Knochenplatten, Stacheln und vielen Gräten sind auch eine nur sehr schwer zu verzehrende Nahrung für andere Meeresbewohner und stellen für sie daher keinen Leckerbissen dar. Der Rückgang ihrer Population hängt vielmehr mit der massiven Zerstörung ihrer Lebensräume zusammen. Durch die intensive Befischung der Gewässer landen sie häufig als Beifang in den Netzen. Hinzu kommt die Tatsache, dass man vor allem in Südostasien glaubt, dass zerstoßene Seepferdchen eine Heilwirkung haben. Auch ihr hoher Wert als Touristensouvenir ist ein Grund für ihre Gefährdung. Seepferdchen haben in Gefangenschaft eine Lebensdauer von höchstens vier Jahren. In der Natur leben sie maximal sechs Jahre.
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Quelle: Fotos: http://www.oceanexplorer.noaa.gov/gallery/ public domain |