Atlantik - Seegang lässt das Schiff stampfen, von einer Seite zur anderen rollen. Mit der Straße von Gibraltar im Rücken, nimmt die GORCH FOCK Kurs auf Agadir in Marokko.
Es herrscht Stille an Deck, rund 80 Offizieranwärter konzentrieren sich, jeder Handgriff muss sitzen, keine Fehler - „Enter auf!“, und die jungen Soldaten klettern die Wanten hinauf, um die Segel zu setzen - zum ersten Mal bei Wind und Wellen.
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Toppsgurte, Tampen und Takelage – Die Segelvorausbildung
Keiner entert unvorbereitet die bis zu 45 Meter hohen Masten der GORCH FOCK hinauf. Die Kenntnisse und Fähigkeiten, die für dieses mutige Manöver erforderlich sind, werden in der Segelvorausbildung vermittelt.
Sie begann für die Offizieranwärter, darunter 16 Frauen, am 26. September 2005 in Valencia, Spanien.
Dort lag die GORCH FOCK zwei Wochen lang im Hafen, um die Lehrgangsteilnehmer mit den Gegebenheiten an Bord vertraut zu machen und sie an ihre Aufgabe heran zu führen: das Schiff durch Wind und Wetter zu segeln.
Eine der ersten Herausforderungen ist es, die rund 160 so genannten „Nägel“ auswendig zu lernen. Sie sind wichtig, da man dort das den Segeln zugehörige Tauwerk belegt (festmacht).
An Bord der GORCH FOCK existiert nämlich eine große Besonderheit, die es heutzutage auf wenigen Großseglern noch gibt: alles geschieht mit reiner Muskelkraft.
Sei es, dass man ein Segel setzt, brasst (Segelstellung verändert) oder einen der beiden Kutter zu Wasser lässt. Jedes Mal stehen bis zu 30 Männer beziehungsweise Frauen bereit, um am Tampen zu reißen.
Gleich am zweiten Tag nach der Anreise wurden Belastbarkeit und Mut gefordert, als es zum ersten Mal hieß: „Enter auf!“ und die ersten Enterübungen begannen. Sicherheitsbestimmungen regeln unter anderem, dass jeder einen sogenannten Toppsgurt (Sicherheitsgurt) trägt, den man in eine Safety Line einpickt (einhakt), nachdem man aus dem Want auf die Rah übergestiegen ist. An den Rahen sind die Segel befestigt.
Wie anstrengend es sein kann, alles mit seiner eigenen Muskelkraft in Bewegung zu setzen, wurde nach den ersten Manövern klar. Schnelligkeit ist besonders beim Mann- beziehungsweise Boje-über-Bord- Manöver gefordert, genauso wie bei einer Halse oder Wende. Hier muss sich jeder auf den anderen verlassen können, Teamwork ist gefragt.
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Leben an Bord
Beim Betreten der Schlafräume wird eines sofort klar: Hier muss jeder Rücksicht auf den anderen nehmen, da es wie auf jedem Schiff Platzmangel gibt.
Jeder Lehrgangsteilnehmer hat zwei Spinde, in dem all sein Hab und Gut seefest verstaut sein muss.
Der größere Spind wird mit einem Kameraden geteilt. Somit lernt man schnell, wie wichtig Ordnung, Sauberkeit sowie Rücksicht und Achtsamkeit sind.
Besonders abends, wenn die Hängematten in den Decks gespannt werden, geht durch Zusammenarbeit alles schneller und einfacher.
Impressionen, der Tagesablauf, sowie neu erlangtes Wissen werden im Schiffstagebuch festgehalten, das jeder Lehrgangsteilnehmer führt.
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