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Weißtanne - Baum des Jahres 2004

Riesin und Mimose unter Europas Baumarten

Abb Im Jahr 2004 steht ein Baum im Mittelpunkt, der heute in Deutschland zu den seltensten heimischen Baumarten gehört.

Sein Name ist den meisten Menschen bekannt, obwohl sie ihn eigentlich nicht kennen. Zur Weiß-Tanne (wissenschaftlich Abies alba MILL.) gibt es viel Interessantes zu berichten und botanisch richtig zu stellen, und sie bedarf dringend unserer stärkeren Beachtung und Förderung. Sie wird im Volksmund auch achtungsvoll Edel-Tanne genannt.


Ist tatsächlich jeder immergrüne Nadelbaum eine „Tanne“?

Nein! Nur weil auch sie im Winter grüne Nadeln tragen und alle zu Weihnachten oft als „Tannenbäume“ angeboten werden, sind weder Fichten noch Douglasien botanisch „Tannen“.

Die Weiß-Tanne ( botanisch Abies alba Mill. ) aber ist wirklich eine „Tanne“.


Woran erkennt man eine Weiß-Tanne – was ist für sie charakteristisch?

Der junge Baum ist gleichmäßig wie ein Kegel – der alte hat oft eine „Storchennest-Krone. Die Nadeln sind flach und weich. Die Zapfen stehen, sie hängen nicht. Die weiß-graue Borke ist namensgebend - ist sie es?


Die Nadeln

Sie sind 1 bis 4 cm lang, weich und an der Spitze stumpf. Sie stehen bei den Tannen auf kleinen Füßchen und sind wie mit Saugnäpfen am Zweig befestigt.

Haben Sie sich das schon mal von Nahem genau angesehen? Dabei hebt sich in der Regel die frischgrüne Nadel deutlich vom bräunlichen Trieb ab.

Wenn man eine Tannennadel vom Trieb abreißt, bleibt eine glatte runde Narbe zurück, dort wo der "Saugnapf" am Spross saß. (Bei einer Fichte dagegen bleibt noch ein Rest der Nadelbasis mit am Zweig zurück, so dass der entnadelte Spross rau wie eine Feile ist.)

Die Nadeln der Weiß-Tanne sind zudem an Seitenzweigen auffällig gescheitelt, d.h. sie stehen rechts und links vom Trieb ab, als wären sie zweizeilig angeordnet (was sie aber nicht sind, sondern sie sitzen tatsächlich spiralförmig auf kleinen Füsschen am Spross - das sieht man ganz deutlich am aufrechten Wipfeltrieb).

Schau noch mal hin: Dabei sind die oberen Nadeln viel kürzer als die unteren, auf diese Weise finden wir kurze und lange Nadeln gleichzeitig am Spross. Dieses Phänomen wie auch die Scheitelung ist an beschatteten Zweigen besonders eindrucksvoll ausgeprägt.

Und übrigens: die Nadeln der Weiß-Tanne duften ganz wunderbar, wenn man sie zwischen den Fingern zerreibt. Am Duft können Geübte sogar viele der Tannenarten unterscheiden - die Nadeln der Weiß-Tanne riechen jedenfalls nach Terpentin-Balsam. Und angenehm fühlen sie sich an!

Habitus 

Abb Typisch ist ihr Habitus, ihr Erscheinungsbild. Der junge Baum wächst gleichmäßig mit einem dominierenden Wipfeltrieb.

Die ideale Weihnachtsbaumform!! Bleibt das auch noch bei alten Weiß-Tannen so?

Die einmalige, voll durchgestylte Architektur lässt keinen Zweifel, wer in der Krone das Sagen hat - der senkrechte Wipfeltrieb sorgt von Jugend dafür, dass alle Seitenäste herabgedrückt bleiben.

Das ändert sich nur, wenn der Wipfeltrieb beschädigt wird (z.B. durch Frost oder Wildverbiss): dann richten sich die obersten Seitenzweige auf und wetteifern einige Jahre um die Vorherrschaft.

Eine Besonderheit der Weiß-Tanne in höherem Alter ist, dass sich in der Oberkrone ein sog. "Storchennest" entwickelt:

Dann geht die Vorherrschaft des Wipfeltriebes verloren, und die Seitenäste bilden eine große nestartige, abgeflachte Kronenspitze, die schließlich mehr in die Breite als in die Höhe wächst.

Weiß-Tannen erreichen ein Höchstalter von 500 bis 600 Jahren.


 

Borke - Alter und Größe 

Abb Der Name Weiß-Tanne geht übrigens auf die relativ helle, weißgraue Rinde zurück, die zunächst glatt ist, im Alter schuppig wird und zahlreiche Harzblasen aufweist.

Der Stamm-Durchmesser kann 2, selten sogar 3 m erreichen.

Die gewaltigste Weiß-Tanne, von der jemals glaubhaft berichtet wurde, soll 3,8 m dick gewesen sein.

Diese Zeiten sind aber vorbei. Die wohl stärksten, heute noch lebenden Tannen Deutschlands dürften im Schwarzwald stehen, mit fast 2 m Durchmesser über den Wurzelanläufen und einer Holzmasse von mehr als 40 m3 ("Großvatertanne")!

Weiß-Tannen werden als höchste Bäume Europas bis zu 65m hoch, was dazu führt, dass sie im Wald eine zweite Baumschicht über Buchen und Fichten bilden können.

Diese zweischichtige Bestandesstruktur erinnert an tropische Regenwälder und kommt ohne die Tanne bei uns nirgends vor.

Weiß-Tannen erreichen ein Höchstalter von 500 bis 600 Jahren.


Blüte und Tannen-Zapfen 

Weiß-Tannen blühen erst spät in ihrem Leben, nämlich mit etwa 50 Jahren. Und eine stärkere Blüte tritt nur alle 3-5 Jahre auf. Die hängenden männlichen Blüten (es handelt sich um Einzelblüten) und die aufrecht stehenden weiblichen Zapfen-Blütenstände sind voneinander getrennt in der Krone verteilt. Letztere reifen im Herbst zu Tannenzapfen heran.

Und nun zurück zu den Weihnachtstellern. Bei den bis zu 16 cm großen reifen Tannenzapfen am Baum ist zunächst bemerkenswert, dass sie nicht wie bei fast allen anderen Nadelbäumen hängen, sondern wie Kerzen auf den Zweigen stehen.

Das kann richtig schick aussehen, so als ob die Natur selbst die Weihnachtsbaumkerzen erfunden hätte.

Und bei der Reife, dann, wenn der Wassergehalt der Zapfen 40% unterschreitet, fallen die Samen (zu zweit mit ihren Schuppen) im Herbst und Winter nach und nach von der Zapfenspitze beginnend aus der Krone herunter - oder richtiger sie segeln, denn sie haben einen Flügel, der sie zu "Schraubdrehfliegern" macht.

Schließlich stehen nur noch die Spindeln der Zapfen auf den Ästen und mancher Naturfreund hat sich schon gefragt, was das denn für Spieße auf den Tannenzweigen sind.

Auf den Weihnachtstellern oder auf dem Waldboden können daher gar keine Tannenzapfen liegen, denn sonst hätte jemand in die Spitze der Tannenkronen klettern und die Zapfen herunterholen müssen!

Weil Tannenzapfen nicht als Ganzes vom Baum fallen, im Gegensatz zu Fichten- und Kiefernzapfen.

 

Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung des Kuratoriums Baum des Jahres (KBJ),
www.baum-des-jahres.de

Foto 3: Großvatertanne Foto: Wolf Hockenjos

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