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Wie Ostern zu seinem Namen kam

Das christliche Osterfest hat seinen Vorläufer im jüdischen Passah, Pascha oder Pessach: An ihm wird der Auszug der Kinder Israels aus dem „ägyptischen Sklaven-haus” gefeiert.

In Ägypten sprach der Herr zu Moses und Aaron: „Dieser Monat [= Nissan] soll die Reihe eurer Monate eröffnen, er soll euch als der erste unter den Monden des Jahres gelten. ... Am Zehnten dieses Monats soll jeder ein Lamm für seine Familie holen, ein Lamm für jedes Haus” (Ex 12, 2f.).

Dieses Pessach-Lamm wurde bis zum 14. des Monats gehütet, dann geopfert, gebraten und von den Familienmitgliedern verspeist. In dieser Tradition lebte auch Jesus von Nazareth als er im Rahmen seiner letzten Pessach-Feier („letztes Abendmahl”) vor seinem Tod dieses Fest zum Anlass nahm, um sein Fleisch und sein Blut als Opfer für die christliche Gedächtnisfeier einzusetzen.

Im jüdischen Passah sind zwei unterschiedliche Feste eins geworden: Das Hirtenfest Chag Ha-Pessach (= Feier des Pessach-Lammes) und das Bauernfest Chag Ha-Mazzot (= Feier des ungesäuerten Brotes).

Das erstgenannte Fest ist das ältere, das die Juden noch als nomadische Hirten in der Wüste feierten. Sie feierten die Ankunft des Frühlings, indem sie ein Tier opferten.

Schon vor dem Auszug aus Ägypten erbat Moses vom Pharao die Erlaubnis für sein Volk, um in der Wüste ein Fest zu Ehren Gottes zu feiern (vgl. Ex 5,1). Mit dem bäuerlichen Chag Ha-Mazzot begingen die Juden in Palästina ein Frühlingsfest, mit dem sie den Beginn der Getreideernte feierten.

Bevor sie das Korn einfuhren, entfernten sie alle Reste von Sauerteig aus ihren Häusern. Im Verlauf der jüdischen Geschichte verbanden sich beide Frühlingsfeste mit dem Gedächtnis des Auszugs aus Ägypten (= Exodus): Chag Ha-Pessach (vgl. Ex 34,25) wurde zum Pessach-Fest mit Pessach-Lamm, weil Gott an den Häusern Israels in Ägypten vorbeiging und ihnen die zehnte Plage ersparte, die die Erstgeborenen ägyptischer Familien traf.

Pessach bedeutet „vorübergehen an”.

Chag Ha-Mazzot (Ex 23,15), Fest des ungesäuerten Brotes (= Brot ohne Treibmittel), wurde mit dem überstürzten Auszug der Juden aus Ägypten gleichgesetzt, weil diese nur den rohen Teig mitnehmen konnten, „ehe er durchsäuert war” (Ex 12,34).

Die Bibel gebot den Juden, Pessach sieben Tage zu feiern. Im Exil entwickelte sich der Brauch, acht Tage in der Diaspora zu feiern, um sicherzugehen, dass alle Juden zur gleichen Zeit feiern.

Die christliche Festzeit, die Oktav, also - dem Begriff nach - eine Festzeit von acht Tagen, hat hier ihr Vorbild. Die Mazza, das ungesäuerte Brot aus Mehl und Wasser, das für die Pessach-Feier gebacken wurde, war Vorbild der Hostie, des eucharistischen Brotes der Christen.

Eine spezielle Pessach-Andacht ist der Seder, die in der ersten Pessach-Nacht zu Hause gefeiert wird. Dabei wird die Haggada verlesen, die Geschichte des Exodus aus Ägypten - für Katholiken das Buch Exodus des Alten Testaments, für Protestanten das 2. Buch Mose. Auch dieser verlesene Bericht und seine zeitliche Einordnung vor dem Fest hat seine christliche Entsprechung: im Verlesen der Passion Christi in der Karwoche vor Ostern.

In den Ostern oder in den paschen bezeichnet das Osterfest mit vier Feiertagen (österliche Tage) und einer Festwoche (= Oktave).

Das Wort Ostern existiert in verschiedenen Schreibweisen: Astern, Austern (Österreich), Oistern, Oustern.

Vom Hebräischen abgeleitet ist Pascha, Passah, Pessach (bonum, carnosum, communicans, domini, magnum, major, majus), Paschen, paeschen, paischen, Paschalia, Paschetag, Pâques communians (commenians), dies paschalis (pasche, paschatis. paschatos), festum paschale, Agnus paschalis. Es gibt dominica pasche (paschalis, in ressurectione, resurrectionis domini) und dies sanctus (sacratissimus, resurrectionis) sowie resurrectio domini.

Der Ostermontag heißt in Schwaben Ostergutentag. Die Woche nach Ostern wird bezeichnet als Ausgehende Osterwoche, ferie paschales, hebdomada resurrectionis (sancte pasche, paschalis), Pascheweke. Vom nachfolgenden Weißen Sonntag her haben sich die Bezeichnungen Albaria, Alba paschalis (paschalis) gebildet.

Bis um die Mitte dieses Jahrhunderts war die Auffassung verbreitet, das Wort „Ostern” leite sich von einer germanischen Frühlingsgöttin „Ostara” ab. Inzwischen ist wissenschaftlich geklärt, dass eine „Ostara” unbewiesen ist; sie ist durch Rückschluss entstanden, indem angenommen wurde, Ostern müsse sich auf eine solche Gestalt zurückführen lassen.

Der wohl älteste literarische Beleg für das Wort „Ostern” findet sich bei Beda Venerabilis 738 mit „Eostro”. Das Wort bedeutet Morgenröte und ist von dem Wortstamm „ausos” abgeleitet, der im Griechischen zu „eos”, Sonne, und im Lateinischen zu „aurora”, Morgenröte, geführt hat.

Im Althochdeutschen bildete sich Eostro zu „ôstarum” und im Altenglischen zu „eastron”. Der kirchenlateinische Begriff „Pascha” oder „Passah” wurde seit jeher mit Ostern gleichgesetzt. Warum die Bezeichnung für die Morgenröte zum Synonym für Passah werden konnte, lässt sich an den Canones Hippolyti zeigen, wo es heißt: „Nemo igitur illa nocte dormiat usque ad auroram” - Niemand soll in dieser Nacht schlafen, sondern wach bleiben bis zur Morgenröte.

Der nächtliche Gottesdienst hat die Bezeichnung Mette erhalten, also Ostermette. Das Fest der Auferstehung ist nicht nur das wichtigste und höchste Fest der Christen, es schließt auch das Triduum sacrum von Karfreitag, Karsamstag und Osternacht ein, den Gedächtnistagen von Opfertod, Grabesruhe und Auferstehung Christi.

Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung von:
© Dr. theol. Manfred Becker-Huberti, Köln
http://www.brauchtum.de/fruehjahr/ostern_2.html
www.erzbistum-koeln.de

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