Der Fußball - Kaiser
Wohl kaum ein zweiter deutscher Sportler hat im In- und Ausland einen größeren Bekanntheitsgrad erlangt als Franz Beckenbauer, der Gentleman am Ball, der inzwischen auch außerhalb des Platzes im deutschen Fußball längst als "die erste Instanz" (FAZ) gilt.
Beinahe alles, was der Mann, geboren am 11. September 1945 in München-Giesing, bisher angepackt hat im Fußball, ist ihm gelungen.
Er machte 103 Länderspiele für Deutschland, spielte von 1958 bis 1977 für den FC Bayern München, später bei Cosmos New York und dem Hamburger SV, holte mit den Bayern Mitte der 70er Jahre drei Mal den Europapokal der Landesmeister, wurde 1976 Weltpokalsieger, fünf Mal deutscher Meister, vier Mal DFB-Pokalsieger.
Als Libero interpretierte er die Rolle des letzten Mannes offensiv, als Dirigent und Spielgestalter mit Eleganz, stiller Perfektion und bestechender Lässigkeit.
Der Mannschaftskapitän der deutschen Weltmeisterelf von 1974 ist einer der besten und erfolgreichsten deutschen Spieler aller Zeiten.
Bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien krönte er seine sportliche Karriere mit dem Titelgewinn als Teamchef der deutschen Nationalmannschaft.
Das Fernsehen zeigte Bilder, die um die Welt gingen: 22 Uhr, Olympiastadion Rom - Franz Beckenbauer, der Mann den sie in Deutschland "Kaiser" nennen oder "Lichtgestalt", schreitet allein über den Rasen, umhüllt von den Strahlen der Flutlichtscheinwerfer.
Die deutschen Spieler, die Argentinien mit 1:0 besiegt haben, liegen sich in den Armen, jubeln, tanzen, grölen, feiern den dritten Titel eines DFB-Teams nach 1954 und 1974. Beckenbauer genießt den Triumph für sich.
Im Juli 1984 übernahm er als Teamchef die Verantwortung für die deutsche Nationalmannschaft, 1993 trainierte er den FC Bayern München, 1994 wurde er Präsident des Vereins, 1998 Vizepräsident des Deutschen Fußball Bundes.
So mühelos wie er Fußball spielte, so mühelos gelang dem Sohn eines Postbeamten der soziale Aufstieg.
Dem weltweit geschätzten Fußball-Kaiser gelang es schließlich, als Vorsitzendem des Bewerbungskomitees, die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland zu holen, indem er monatelang um die Welt reiste und sich für die deutsche WM-Bewerbung ins Zeug legte.
Der "größte sportpolitische Erfolg des vereinten Deutschland" (Frankfurter Allgemeine Zeitung), so die einhellige Meinung in Deutschland, sei in erster Linie Franz Beckenbauer zu verdanken, dem Bundeskanzler Gerhard Schröder attestierte, er sei eine "geglückte Mischung aus Selbstbewusstsein, Sensibilität und Bescheidenheit."
Als Organisationschef für die WM 2006 hat Beckenbauer nun eine neue Dimension von Verantwortung übernommen.
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