Ein alter Apfelbaum stand in einer Reihe neben vielen anderen Apfelbäumen. Im Frühling hatte er wunderschön geblüht, im Sommer waren in der warmen Sonne seine Äpfel herangereift.
Im Herbst waren sie reif und fielen teilweise schon ins Gras. Der alte Apfelbaum freute sich über die Früchte an seinen Ästen und war sehr stolz, wenn die Menschen vorbeikamen, sich einer seiner Äpfel abpflückten und dann sagten: „Einen solchen Apfel habe ich aber schon lange nicht mehr gegessen! Der hat ja ein ganz besonderes Aroma!"
Aber der alte Apfelbaum war auch sehr traurig, denn aus Erfahrung wusste er, dass es bald vorbei sein würde mit den Äpfeln. Er merkte, wie seine Blätter welkten und seine Kräfte allmählich nachließen. Die ersten seiner Blätter färbten sich schon und fielen neben die Falläpfel, die niemand gepflückt hatte, ins Gras. „Bald kommt der kalte Winter!" dachte er sorgenvoll „und bis zum nächsten Frühling ist es noch so lange! Bis dahin wird mich niemand beachten und ich habe nichts, worüber ich mich freuen kann!" Und eines Tages im Oktober beschloss er, ein Andenken an das schöne Jahr zu behalten.
„Nur einen Apfel will ich für mich allein!" entschied er sich. Ja, und weil er zwei Stämme hatte, fing er einen seiner Äpfel in der Gabelung auf. Glücklich schaute er jeden Tag auf das Prachtexemplar, das er ja selbst hervorgebracht hatte. Doch dann - der Oktober ging jetzt dem Ende zu - musste er entsetzt feststellen, dass der Apfel nicht mehr schön knackig, rund und grün aussah. Nein, er fing an zu faulen! „Schade," dachte der Apfelbaum. „Man kann wohl doch nicht alles behalten und aufbewahren, wie ich es mir vorgestellt habe. Es wäre doch wohl besser gewesen, wenn ein Mensch meinen schönen Apfel gegessen und sich darüber gefreut hätte!"
Ungeduldig wartet er seitdem auf den nächsten Frühling ... |
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Quelle: Fotos und Text: Copyright © 2007 Medienwerkstatt Mühlacker |