Das Telgter Hungertuch ist das größte und bedeutendste Ausstellungsstück des Heimathauses. Es entstand 1623 als Stiftung des Burgmannes Henrich Vos und seiner Ehefrau Catarina Droste für die neben dem heutigen Museum gelegene Pfarrkirche St. Clemens. Bei einer Gesamtgröße von 7.40 x 4.40 Metern enthält es 33 quadratische Bildfelder und ebenso viele schlichte Leinenfelder, die schachbrettartig angeordnet sind. Die Zahl 33 verweist möglicherweise auf das Lebensalter Jesu zu Zeitpunkt seines Todes. Hungertücher - auch Fastentücher (velum quadragesimale) genannt - spielten in der Fastenliturgie der katholischen Kirche schon immer eine besondere Rolle. |
Bereits aus der Zeit um 1000 n. Chr. sind Vorschriften überliefert, nach denen die Hauptaltäre in den Pfarr- und Klosterkirchen für die Dauer der Fastenzeit, von Aschermittwoch bis in die Karwoche, durch ein Leinentuch verhüllt werden mussten. Noch heute kennt man die Redensart "Am Hungertuche nagen" (eigentlich naejen=nähen). Wappen und Monogramm auf der untersten Bildreihe verraten, daß das in Filetstickerei angefertigte Tuch gestiftet wurde. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde das Sticken in weiten bürgerlichen Gesellschaftschichten sehr populär; besonders in Westfalen, wo sich im Zeichen der Gegenreformation viele Frauen in ihren Nadelarbeiten wieder biblischen Themen zuwandten. Bei der Filettechnik (auch Lacis genannt) werden auf handgeknüpften Netzen die vorgegebenen Quadrate so dicht in Webstichart gefüllt, daß ein Muster entsteht. Jedes der 33 Bildfelder weist fast 25 000 handgeknüpfte Löcher auf, so dass das Tuch etwa 824 000 Knoten besitzt. Die Filettechnik ist für Fastenvelen, die vor den Altar gehängt werden, besonders geeignet, da die gestickten Figuren in dem transparenten Leinentuch fast zu schweben scheinen. |
Quelle: Mit freundlicher Genehmigung und Unterstützung von: Museum Heimathaus Münsterland und Krippenmuseum Telgte Herrenstraße 1-2 48291 Telgte Tel.:02504 / 9312 0 Fax.:02504 / 7919 Email: museum@telgte.de |