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Wer erfand die Weihnachtskarte?

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Gebräuche, wie das Verschenken und Versenden von Weihnachtskarten sowie die darauf bevorzugt aufgedruckten Abbildungen, können nur schwerlich verstanden werden ohne die historische Entwicklung des Weihnachtsfestes.

Im Jahr 354 nach Christus erklärte Papst Gregor den 25. Dezember zum Geburtstage Jesu und damit zum offiziellen Feiertag. Er legte damit dieses christliche Fest mit den heidnischen Sonnenwendfeiern, den römischen Saturnalien und den skandinavischen Jule-Festen zusammen, die stets in großer Freude mit Einladungen, Festmahlen und Geschenken verbunden waren.

Erst im Mittelalter fügte man die Symbole der Krippe und das Singen besonderer Lieder hinzu.

Das Weihnachtsfest im heutigen Sinne mit Lichterbaum entwickelte sich im 19. Jahrhundert. 1868 veröffentlichte Harper's Magazine in den USA erstmals eine Zeichnung von Thomas Nast mit der Figur des Weihnachtsmannes (Santa Claus), die auf den von niederländischen Einwanderern mitgebrachten Sinterklaas zurückgeht.

Sinterklaas wiederum basiert auf einer Legende um den Heiligen Nikolaus von Myra (304 - 345) christlicher Geistlicher, u.a. Schutzpatron Russlands und der Kinder, über den es wenig gesicherte Informationen gibt.

An seinem Namenstag, dem 6. Dezember stellen in vielen Ländern Kinder ihre Stiefel vor die Tür und erwarten von dem Mann mit dem weißen Bart und dem roten Mantel Süßigkeiten oder Geschenke.

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Der Schlitten mit den Rentieren ist gleichfalls eine amerikanische Erfindung. Die Figur des Weihnachtsmannes in vielen verschiedenen Formen gehört noch immer zu den beliebtesten Motiven auf Weihnachtskarten in aller Welt.

Es war im Dezember 1843.

Ein junger britischer Staatsbeamter mit Namen Henry Cole hatte gerade wenig Zeit - oder verspürte vielleicht auch nur wenig Lust - zum bevorstehenden Weihnachtsfest wie gewöhnlich an alle seine vielen Freunde und Verwandte lange Briefe zu schreiben.

Er beauftragte deshalb den Illustrator und Maler John Callcott Horsley für ihn eine Weihnachtskarte mit dem Text: „Merry Christmas and a Happy New Year to You“ zu kreieren. Horsley, inspiriert von der Form eines Altarbildes, komponierte das Bild eines Familienfestes in der Größe von 5 7x 3 3 Zoll, umrahmt von Zweigen und Reben, das dem Betrachter Fröhlichkeit und Wohltätigkeit vermittelte.

Henry Cole, der eine eigene Lithographenanstalt besaß, druckte von diesem Motiv 1.000 Karten in einer handkolorierten Auflage und verkaufte diese zu dem damals horrenden Preis von 1 Shilling pro Stück.

Es wird angenommen, dass mit dem Auftrag von Cole an Horsley die Geburtsstunde der Weihnachtskarte eingeläutet wurde und einen Brauch auslöste, der sich gut 150 Jahre später immer noch steigender Beliebtheit überall auf der Welt erfreut.

Später wurde Henry Cole der erste Direktor des Victoria and Albert Museums in London.

Diese einflussreiche Stellung gab ihm Gelegenheit, sein Lieblingsprojekt die Pennypost zu fördern, und damit verhalf er dem neuen Brauch, Weihnachtskarten zu verschicken zum Durchbruch.

Die moderne Royal Mail in GB vergibt seit 1900 jedes Jahr einen Preis für die beste Gestaltung einer Weihnachtskarte. Der Preis in Gestalt eines Pokals heißt in ehrenvollem Gedenken an Henry Cole der Henry.

 

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Die Pennypost wurde im selben Jahr wie die erste Briefmarke 1840 in Großbritannien eingeführt.

Sofort machten große Teile der Bevölkerung besonders zur Weihnachtszeit begeistert Gebrauch davon. Die Erfindung einer Weihnachtskarte war danach eigentlich eine logische Folge.

Schon 1850 war es wegen der großen Nachfrage möglich, hohe Auflagen zu drucken, so dass zu diesem Zeitpunkt der Preis bereits auf ein annehmbares Niveau abgesunken war.

Die Weihnachtskarte wurde für zahlreiche Verlage und den entsprechenden Handelsstufen ein lohnender Geschäftsbereich.

Viele Menschen, vom Holzfäller über den Papiermacher, Künstler, Drucker, Tranporteur und andere bis hin zum Briefträger fanden durch sie Arbeit und Lohn.

Die Motive änderten sich mit dem Zeitgeist: Geschmückte Tannenbäume, Stechpalmenzweige, Schneeballschlachten, Winterlandschaften, Schlittenfahrten und Rotkelchen blieben stets in Mode.

Aber auch anspruchsvolle Kunst, religiöser oder japanischer Stil sowie Humor und das Bild des Weihnachtsmannes wurden auf Weihnachtskarten transportiert.

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In den Vereinigten Staaten produzierte der Besitzer eines Gemischwarenladens in Albany, NY in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Karte mit Weihnachtsgrüßen mit der Aufschrift: „Pease's Great Variety Store in the Temple of Fancy“.

Populär war das Versenden von Weihnachtsgrüßen aber dort zu dieser Zeit noch nicht. Erst 1874 erkannte der aus Deutschland eingewanderte Louis Prang in Bosten die Chance, Weihnachtskarten auch in Amerika einzuführen.

Bis dahin war der Brauch ausschließlich in GB verbreitet gewesen.
Louis Prang gilt heute als der Vater der amerikanischen Glückwunschkarte.

Seit 1988 stiftet der Amerikanische Glückwunschkarten Verband jährlich einen Preis in seinem Gedenken für die beste gestaltete Glückwunschkarte des Jahres, „The Louie Award“.

Prang verbesserte den Farbdruck und benutzte bis zu zwanzig verschiedene Farben zur Herstellung seiner Weihnachtskarten.

Er führte andere als bisher bekannte Formate ein und organisierte Wettbewerbe mit ansehnlichen Preisen für künstlerische Gestaltung von Weihnachtskarten.

Die hohe Qualität seiner Produkte und die gefühlvollen Texte auf den Innenseiten der Karten machten ihn zu einem erfolgreichen Unternehmer. Im Jahre 1880 stellte er mehr als 5 Millionen Glückwunschkarten im Jahr her.

In den späten 80-iger Jahren wurde die USA von Billigimporten aus Deutschland überschwemmt. 1890 gab Prang auf, aber gleich nach der Jahrhundertwende hatten andere amerikanische Verleger den nordamerikanischen Markt mit ständig steigender Nachfrage für sich zurückerobert.

Obwohl in Deutschland augenscheinlich schon große Mengen an Weihnachtspostkarten für den Export hergestellt wurden, war es hier noch nicht üblich, solche Karten auch zu verschicken.

Es bestand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg vielmehr die Sitte, zum Weihnachtsfest sogenannte Wunschblätter zu verschenken.

Das waren Briefbogen mit gedruckten Randornamenten und oft einem Bild, in die handschriftlich Grüße oder Gedichte eingesetzt wurden.

Mit der großen Zeit der Bildpostkarte seit 1890/95 erscheinen dann erstmalig auch Weihnachtskarten als industriell gefertigte Massenware als offene Postkarten aber auch als solche, die im Umschlag versendet wurden.

Bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurden vor allem getrennte Glückwünsche auf Weihnachts- oder Neujahrskarten verschickt.

Mit dem aufkommenden Wohlstand sowie dem Wunsch nach mehr Individualismus verlor in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die offene Postkarte als Träger von Weihnachtsgrüßen immer mehr an Bedeutung zu Gunsten der Umschlagkarte.

 

 

Quelle:
Text: Günter Garbrecht, Bremen, Juli 1998
Mit freundlicher Genehmigung von: Arbeitsgemeinschaft der Verleger von Glückwunschkarten
http://www.avgcard.de/-AVG-KartenWeihn.htm
http://www.avgcard.de/home.htm
Kontakt: info@avgcard.de

Fotos: www.open-eye-publishing.com
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