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Sonett 100

Wo bist du, Muse, die vergaß, zu preisen
Seit lange ihn, der alle Kraft dir gibt?
Vertust du deinen Schwung in leeren Weisen,
Dass schlechter Inhalt deine Stärke trübt?

Kehr' um, vergeßne Muse, einzubringen
Verlorne Zeit durch manchen bessern Sang,
Dem Ohre, das dich schätzt, ein Lied zu singen,
Das deinem Wort Gehalt und Form errang!

Auf, träge Muse, prüfe, ob nicht schon
Die Zeit grub Furchen seinem Angesicht;
Und tat sie es, sprich der Vernichtung Hohn,
Mach' ihren Raub verachtet im Gedicht.

Verklär' ihn rascher, als sein Leben schwindet,
Daß Schutz er vor der Zeiten Sichel findet.

 

 

Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/shakespr/sonett/0sonette.htm

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