Nachdem der Ginkgo-Baum sich in den Jahrmillionen nach Südost-Asien zurückgezogen hatte, war es der deutsche Botaniker und Mediziner Engelbert Kaempfer, dem letztlich die Wiedereinführung des Baumes in europäische Gefilde zu verdanken ist. Als er sah, dass man in Japan die gerösteten Ginkgo- Nüsse als Spezialität verzehrte, in dem Wissen, dass man damit eine gute Gesundheit und ein langes Leben fördern könne, wurde Kaempfer auf den Ginkgo aufmerksam. Um 1730 wurden in Utrecht und Leyden (Niederlande) die ersten Versuche unternommen, den Ginkgo-Baum wieder in Europa heimisch zu machen. Den Erfolg zeigen noch heute in den botanischen Gärten von Leyden und Utrecht damals gepflanzte Ginkgos. Der heute vorkommende Ginkgo biloba gilt immer noch als einer der widerstandsfähigsten Vertreter seiner Art. Er besitzt eine außergewöhnliche, natürliche Immunität gegenüber Schädlingen, der Umweltverschmutzung sowie unverträglichen Bakterien und Viren. Nachdem man in Tokio entdeckte, dass der Baum sogar abgehärtet gegenüber Autoabgasen ist, begann sein Siegeszug in den modernen Großstädten. Da er sich aufgrund seiner ästhetischen und botanischen Vorzüge hervorragend für die Bepflanzung von Parks, Gärten und als Straßenbaum eignet, gehört der Ginkgo biloba heute auch bei uns mit zu den am meisten gepflanzten Bäumen. |
Besonders bekannte Ginkgo-Städte sind Weimar, Heidelberg, Frankfurt, Mönchengladbach, München und Karlsruhe. Die ältesten deutschen Ginkgos sind mehr als 200 Jahre alt. Sie leben im Park Wilhelmshöhe bei Kassel und im Schlosspark von Schloss Dyck am Niederrhein. Auch der berühmte "Goethe-Ginkgo" in Jena, der zwischen 1792 und 1794 gepflanzt wurde, allerdings wohl nicht von Goethe, gehört zu diesen Veteranen, ebenso wie ein Baum im Gutspark der ehemaligen Grafen von Veltheim in Harbke bei Helmstedt. Dresden ist ebenfalls schon seit dem 19. Jahrhundert für seine Ginkgo-Alleen bekannt. Angepflanzt werden hierzulande hauptsächlich die männlichen Bäume (durch Stecklinge), da die weiblichen wegen des strengen Geruchs ihrer faulenden Samenhülle nicht sehr beliebt sind. Die im Frühjahr wachsenden Ginkgo-Blätter haben zunächst eine zartgrüne Farbe, die sich später zu einem satten dunkelgrünen Ton wandelt. Im Herbst leuchten die Blätter in schönen Goldtönen. Fast drei Wochen präsentiert Ginkgo sich in dieser Farbenpracht. Es sei denn, die Herbststürme setzen vorzeitig ein Ende und zerstören den reizvollen Anblick. Selbst im Winter ohne sein Blätterkleid ist der Ginkgo eine majestätische Erscheinung. Erwähnenswert sind auch die Bonsai-Ginkgos, eine in Töpfen kultivierte zwergenhafte Ausgabe des Ginkgo. Erfunden wurde die Bonsai-Technik - manche sprechen auch von Bonsai-Kunst - in China. Über Japan, wo man diese Züchtungen im Lauf der letzten Jahrhunderte perfektionierte, kam diese Kunst nach Europa.
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Quelle: Text: Mit freundlicher Genehmigung des Kuratoriums Baum des Jahres (KBJ), www.baum-des-jahres.de Foto 1: http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Radziejowice_ginkgo_biloba02.jpg http://en.wikipedia.org/wiki/GNU_Free_Documentation_License Foto 2: http://commons.wikimedia.org/wiki/Image:Radziejowice_ginkgo_biloba01.jpg http://en.wikipedia.org/wiki/GNU_Free_Documentation_License |