Vor uns der lichtblaue See

Mit dem Blick voraus auf die Insel Werd mit ihrer weissen Kapelle über dem Grab des 759 hier verstorbenen heiligen Otmars, Gründer und erster Abt des Klosters St. Gallen, beenden wir unsere Fahrt auf dem Rhein. Aber weil die Gegend auch am Trichter des Untersees so geschichtsträchtig ist, noch dies: Das Inselchen Werd erlangte schon Bedeutung, als es die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. als Widerlager für ihre von Eschenz ans nördliche Ufer führende Brücke benutzten. Das hölzerne Bauwerk soll 440 Meter lang und 6 Meter breit gewesen sein. Sie sicherten es mit dem Kastel Tasgetium, einer gewaltigen Festung mit 12 Türmen, die in den Umrissen noch gut erkennbar ist. Inmitten ihrer quadratischen Mauerzüge steht die Kirche St. Johann mit einem um 1410 von einem unbekannten Meister geschaffenen Bilderzyklus. Er zeigt die biblische Geschichte von Adams Erschaffung bis zur Kreuzigung Christi in 33 Bildern.

Vor uns öffnet sich jetzt der lichtblaue See mit seinen einladenden Dörfern und Städtchen - Mammern, Wangen, Steckborn und die Reichenau, das kulturelle und religiöse Zentrum im frühen Mittelalter. Die Landesgrenze immer wieder durchschneidend wird das Schiff die Perlen alle anlaufen. Also könnte das Geschichtenerzählen eigentlich weiter gehen, wenn nicht heute, so eben ein anderes Mal...